Ein elementarer Begriff im Vokabular des japanischen Schwertkampfes ist "Seigan". Er beschreibt die Basisposition des Kämpfers, in welcher das Schwert völlig bewegungslos gehalten wird; ein Moment der größten Konzentration, vollkommener Ruhe.

Auch Hiroyuki Yakabe trägt "Seigan" in sich. Der Konsul des Japanischen Generalkonsulats in Hamburg vermeidet jede Emotion, wenn er von dem Mega-Erdbeben und dem Tsunami in seinem Heimatland spricht. Leise beschreibt er seine Reaktion auf die Nachrichten. "Panik ist keine vernünftige Sache. Es sind schockierende Bilder, aber wir bleiben ruhig." Seinem Gegenüber Gefühle zu zeigen widerspricht Mentalität und Erziehung des 42-Jährigen. Yakabe zeigt Gleichmut. Auch wenn es in ihm ganz anders aussehen mag. "Wir versuchen uns auf solche Katastrophen vorzubereiten. Schon als Kinder lernen wir, dass man beim Beben schnell unter einen Tisch kriechen muss", sagt er und blickt auf seine gefalteten Hände.

Während des Frühstücks gestern um kurz vor 8 Uhr in Nienstedten hatte der Konsul den Fernseher eingeschaltet und von der Katastrophe erfahren. Schneller als sonst fuhr er ins Konsulat am Rathausmarkt. Ja, Freunde aus Tokio habe er per Mail erreicht, sie posten weiter auf ihren Blogs, wie es um sie steht. "Das ist kein normaler Tag", sagt Yakabe. "Aber wir müssen Ruhe bewahren." Seigan zeigen. Immer.