Gekidnappte Segler durften Telefonat mit Angehörigen führen

Kopenhagen. Für die fünfköpfige dänische Familie Quist Johansen und ihre beiden jungen Gäste, die am 24. Februar vor dem Horn von Afrika von somalischen Piraten überfallen und entführt worden sind, hat nun in den Bergen Somalias eine lange Zeit des Wartens begonnen. Aber es scheint ihnen - trotz ihrer schwierigen Lage - einigermaßen gut zu gehen.

Die Familie versucht, so gut es geht, den Alltag zu leben

Das konnte die Studentin Laura Marie Sörensen, 26, berichten. Sie befindet sich mit einer Kollegin in Somalia, beide arbeiten an einem Buch über Piraten und haben zufällig schon seit längerer Zeit Kontakt mit genau jenem Klan, der Jan Quist Johansen, 52, und dessen Familie entführt hat. "Die Familie ist wieder vereint. Sie befindet sich in einem Gebirge namens Kaarkaar. Die Piraten versorgen sie mit Essen und Wasser, und man hat versprochen, auch für Hilfe zu sorgen, falls die Dänen gesundheitliche Probleme bekommen sollten." Angehörige in Dänemark konnten mit den Quist Johansens sogar telefonieren und berichten, dass die Kinder ihre Schulbücher bei sich haben. "Man versucht, einen normalen Alltag zu leben", hieß es.

Gleichzeitig werden in Dänemark aber auch kritische Stimmen laut, die den Seglern Leichtsinn vorwerfen. So ist bekannt, dass sich die Piraten immer häufiger für kleine private Segelschiffe interessieren. Seit 2008 wurden mindestens acht private Boote gekapert. Jakob Bender, Sprecher der Europäischen Reiseversicherung: "Es ist wirklich dumm, eine Art Logbuch auf einer öffentlichen Webseite zu führen." Auf der Seite der Quist Johansens konnte man lesen, wo sich das Schiff genau befand. Außerdem Kommentare wie: "Das Schiff, das gestern entführt wurde, ist 1000 Kilometer entfernt." Und: "Wir segeln Richtung Arabische Halbinsel." Nicht nur Familie und Freunde läsen hier mit, sondern auch die Piraten.

Wenn die Segler so offen Flagge zeigten, sollten sie wenigstens für ausreichenden Schutz sorgen. John Skovbo ist Manager bei der Sicherheitsfirma International Maritime Protection. Er hätte den Dänen fünf Wachleute auf ihrem Weg durch den Indischen Ozean empfohlen. "Das Boot ist ein sogenanntes Low-and-Slow-Boot. Diese Boote sind sehr niedrig und können leicht gekapert werden, außerdem sind sie auch noch zu langsam und können schnell eingeholt werden. Die Familie hatte ohne Wachleute keine reelle Chance."

Nachbarn und Freunde in Dänemark hatten eine spontane Sammelaktion gestartet, um die Geiseln freikaufen zu können. Nachdem nun jedoch mehrere Spezialisten abgeraten haben, wurde diese Aktion wieder eingestellt. Der frühere Abgeordnete und Piratenexperte Tommy Dinesen sagt: "Wenn man in Somalia weiß, dass hier gesammelt wird, kann das die Verhandlungen erschweren und den Preis nach oben schnellen lassen."