London. Das Pub ist zum Bersten voll. Cathryn Skerry, 28, steigt auf die Bühne, ihr Tagebuch aus Teenagerzeiten in den Händen. "April 1999: Ich schäme mich. Ich küsse so schlecht", liest sie. "Mai 1999: Phil fragte mich, ob ich mit ihm ausgehen wolle. Ich sagte Nein, weil ich dachte, wenn ich Ja gesagt hätte, hätte er gedacht, dass ich auf ihn stehe." Das Publikum biegt sich vor Lachen. Willkommen bei einer "Cringe Night", bei der junge Leute aus ihren alten Tagebüchern vorlesen. Die Abende der Peinlichkeiten sind in der Kneipenszene der britischen Hauptstadt der letzte Schrei. Meist treten Frauen zwischen 20 und 40 auf die Bühne. "Mädchen führen anscheinend eher Tagebücher als Jungs", sagt Organisatorin Ana McLaughlin. Das Publikum kann sich identifizieren, weil die Themen allen bekannt sind: unerwiderte Liebe, die Beziehungen zu Eltern und Freunden, Alkohol, Obsessionen.