Im Missbrauchsprozess willigt der Angeklagte nun doch ein, sich begutachten zu lassen

Koblenz. Im Westerwälder Missbrauchsprozess haben zwei weitere Stiefsöhne von Detlef S., 48, neue Vorwürfe erhoben. Er sei von seinem Stiefvater zwischen dem zehnten und zwölften Lebensjahr sexuell missbraucht worden, sagte Sven S., 29, vor dem Koblenzer Landgericht. Der Angeklagte sei mehrfach "in sein Bett gekrochen" und habe an seinem Genital "gespielt".

Ein weiterer Stiefsohn bestätigte ebenfalls, dass in der Familie Gewalt an der Tagesordnung gewesen sei. Sein Vater habe ihn einmal so verprügelt, dass sein Gesicht angeschwollen sei, sagte Markus S., 32. Besonders oft seien die Stiefkinder traktiert worden. Auch seine Mutter Erika, 52, hat Schläge bekommen. Einmal habe sie versucht, ihren Mann von der leiblichen Tochter Jasmin, 18, abzuhalten. Daraufhin sei sie zusammengeschlagen worden. Markus S. sagte auch aus, dass er von dem Missbrauch Nataschas nichts mitbekommen habe. Allerdings sei Detlef S. häufig mit seiner Stieftochter allein gewesen.

Gestern willigte Detlef S. ein, sich nun doch begutachten zu lassen. "Es haben sich im Laufe des Verfahrens Punkte ergeben, dass eine psychische Krankheit vorliegen könnte", sagte sein Verteidiger. Am Mittwoch hatte der Angeklagte überraschend ein Teilgeständnis abgelegt, in dem er den Missbrauch an seiner leiblichen Tochter Jasmin einräumte. Zu den Anschuldigungen im Zusammenhang mit den Zwillingen Natascha und Björn, 27, äußerte er sich hingegen nicht. Zum Prozessauftakt hatte er nur eingeräumt, mit Natascha acht Kinder gezeugt zu haben, wovon eines im Babyalter starb.

Vorgeworfen werden Detlef S. 350 Fälle von sexuellem Missbrauch sowie 35 Fälle, in denen er die Mädchen zur Prostitution gezwungen haben soll. Seit 10. August 2010 sitzt er in U-Haft. Der Angeklagte hat mit seiner Frau vier gemeinsame Kinder. Vier weitere brachte sie mit in die Familie.