Immer mehr Imbisse müssen für ein schöneres Stadtbild weichen

Brüssel. Für ihre liebste Speise stehen die Belgier schon mal Schlange vor der "Fritkot", wie sie ihre Frittenbuden nennen. Doch die provisorischen Konstruktionen, die häufig an belebten Plätzen stehen, verschwinden zunehmend aus dem Stadtbild. Weniger als 1500 gibt es noch im Land. Tausende mussten in den vergangenen Jahren wegen strenger europäischer Hygienevorschriften und ästhetikbewusster Gemeinden schließen, die in den Imbissen lediglich Schandflecken sehen.

Thierry Van Geyt, 49, aus Brüssel durfte seine Lizenz behalten, musste aber seinen alten, mit Graffiti beschmierten Pommesstand durch einen neuen ersetzen. "Es ist wahr, dass meine alte Frittenbude keine Augenweide war", bekennt er. Doch das Hygieneamt sei auch sehr anspruchsvoll. Alles müsse so sauber aussehen wie bei McDonald's.

Einige Belgier haben bereits Online-Petitionen zur Rettung der Pommesbuden aufgesetzt. Schließlich geht es um mehr als um frittierte Kartoffeln. Es geht um ein Stück nationaler Identität. Und diese gilt es zu verteidigen.

"Der so genannte Span-Stall ist ein Minibelgien, unser Spiegelbild", sagte Bernard Lefevre vom Verband der Pommesbudenbetreiber. Immerhin waren es die Anwohner des Flusses Maas, die im 18. Jahrhundert die Pommes frites erfunden haben. Auch die Franzosen haben das lange von sich behauptet, auch weil die Amerikaner fälschlicherweise von "French fries" sprechen. Das Geheimnis der belgischen Pommes liegt im Rinderfett. Darin werden sie in zwei Durchgängen frittiert, nicht wie andernorts in Öl. Zudem habe das Land die besten Kartoffeln - meint Lefevre.