Ein Mann hat einen Sechser im Lotto, gibt den Schein aber nicht korrekt ab. Sein Enkel hat wieder sechs Richtige, holt den Gewinn aber nicht ab.

Wiesbaden. Diese Geschichte aus Hessen ist zwar unglaublich, aber dennoch wahr: Willi S. darf sich als doppelter Glückspilz fühlen. Der junge Mann aus Frankfurt hat sechs Richtige im Lotto. Aber er versäumt es, die gewonnenen 211.262 Euro rechtzeitig abzuholen. Er meldet sich erst kurz nach der abgelaufenen Frist bei Lotto Hessen. Damit wäre der Gewinn eigentlich futsch. Doch asu Kulanz zahlt Lotto Hessen dem 29-Jährigen das Geld doch noch aus - so weit, so gut. Doch das beinahe Unglaubliche daran: Auch der Großvater von Willi S. hatte nach dessen Schilderung schon mal einen Sechser im Lotto, der Tippschein kam aber nicht in die Wertung. Am 5. November 2010 machte der 29-Jährige inFrankfurt seine Kreuzchen auf demTippschein. Und das eigentlich nur, weil der Jackpot damals mit rund 20 Millionen Euro gut gefüllt war. „Ich spiele sehr unregelmäßig, also einmal im Jahr ungefähr“, erzählt Willi S. am Montag mit strahlendem Lächeln in der Lottozentrale in Wiesbaden. Den Schein steckte er anschließend in die Laptoptasche - und da schlummerte er monatelang vor sich hin.

Der junge Mann bekam von der Suche nach einem Lottogewinne rnichts mit. In der Nacht zum vergangenen Sonntag lief die Frist von Lotto Hessen ab, das Geld wäre nun eigentlich in einen Topf für Sonderauslosungen gekommen. Wenige Stunden zuvor hatte Willi S. den Tippschein in der Computertasche wiedergefunden, immer noch ohne zu ahnen, dass er einen Volltreffer gelandet hatte. „Und dann habe ich gedacht: Das ist ja verrückt, jetzt müsste ich eigentlich schnurstracks zu meinem Kiosk gehen und gucken, ob ich was gewonnen habe“, berichtet er. Pech gehabt: Sein Kiosk mit der Lotto-Annahmestelle hat am Sonnabend geschlossen. Also marschierte Willi S. am Montag noch einmal hin. In dem Kiosk seien sie beinahe umgefallen, erinnert sich der bescheiden auftretende junge Mann. „Ich wusste natürlich gar nicht, was die meinen mit: „Das isser„“. Dann aber kam die schlechte Nachricht. Ihm sei nicht klar gewesen, dass er nur eine Frist von dre iMonaten gehabt habe, um den Gewinn für sich zu reklamieren, sagt er. Es war der bislang höchste Einzelgewinn in Hessen, der nicht abgeholt wurde.

Eine Menge Geld, diese 211 262 Euro, die einfach weg waren. Wie reagierte Willi S. darauf? Nach eigener Aussage eigentlich ganz cool. „Ich bin aus der Lotto-Annahmestelle rausgegangen, ohne mich groß zu ärgern“, erzählt er. „Ich habe meinen Vater angerufen und gesagt: Papa, sitz tDu? Mir ist was ganz Dämliches passiert. Ich habe eigentlich sech sRichtige, bin aber zu spät.“ Damit erging es ihm ähnlich wie seinem schon gestorbenen Opa, der übrigens auch Willi hieß. „Mein Großvater hatte sechs Richtige mit denZahlen, die er immer angekreuzt hat.“ Nur an dem einen Tag habe er den Schein abgegeben, ohne zu bezahlen – der Tipp kam also nicht in die Wertung. Wenigstens dem Enkel ergeht es nun besser: Lotto Hessen lässt noch einmal Gnade vor Recht ergehen und überweist den Gewinn. „Wegen eines Tages wollten wir es ihm nicht vorenthalten“, sagte Lotto Hessen-Sprecherin Dorothee Hoffmann. Einen Anspruch darauf habe der 29-Jährigen aber nicht mehr gehabt. Hoffmann überreicht ihm anschließend noch eine Kundenkarte, mit der Gewinne künftig automatisch überwiesen werden können. Was macht WilliS. nun mit demGeld? Freunde und Kollegen einladen, etwas für seine Familie kaufen, eine schöne Reise – das fällt ihm zuerst ein. Sein Beruf dürfte ihm beim Umgang mit demGewinn helfen – er ist Berater bei der DeutschenBank inFrankfurt. Sein Jahresgehalt, das verrät er, liege aber inklusive Boni noch deutlich unter dem Lottogewinn.

Kurioser Fall: Lottogewinner findet Scheine im Müll

Pech im Glück. Wenn ein Hartz-IV-Empfänger in einer Lotterie gewinnt, wird ihm die Geldsumme von seinen staatlichen Leistungen abgezogen. Ein Lottogewinn müsse als Einkommen gewertet werden, entschied das Landessozialgericht in Essen (Az.: L 19 AS 77/09). Ein Mann aus Bielefeld hatte in der Lotterie "Aktion Mensch" 500 Euro gewonnen. Als die Behörde diese Summe in zwei Monatsbeträgen von 250 Euro von der Hartz-IV-Summe abzog, klagte er und verwies darauf, er habe seit 2001 insgesamt 945 Euro bei der Lotterie verspielt und nie etwas gewonnen. Insofern habe er unter dem Strich keinen Gewinn, sondern Verlust gemacht. Das Gericht sah es anders. Nur der letzte Lospreis - 15 Euro - wird ihm erstattet.

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(dpa/abendblatt.de)