Die Opfer im Alter von drei bis elf Jahren gehörten einer siebenköpfigen Familie an. Die Brandursache ist noch nicht geklärt.

Rom. Bei einem Brand in Baracken in einem illegalen Roma-Lager sind vier Kinder ums Leben gekommen. Das Feuer brach in dem Lager in der Nähe von Rom am Sonntagabend aus. Die Überlebenden wurden am Montag in eine staaliche Unterkunft gebracht. Hilfsorganisationen kritisierten die Lebensbedingungen der Roma in Italien.

Die Leichen der Kinder seien halb verkohlt aufgefunden worden, teilte die Feuerwehr mit. Die Opfer waren demnach drei, fünf, sieben und elf Jahre alt. Der italienischen Nachrichtenagentur ANSA zufolge brach das Feuer gegen 20.30 Uhr in dem Lager an der Appia Nuova aus, die zum Flughafen Ciampino führt. Die Brandursache wurde untersucht.

Die Opfer gehörten einer siebenköpfigen Familie an, die in einer von fünf Hütten des Lagers lebte. Das Lager war bereits mehrmals abgerissen, aber von den Bewohnern wieder aufgebaut worden. Die Behörden rissen die Überreste am Montagmorgen erneut ab und brachten die rund 20 Bewohner in eine Notunterkunft. Zwei weitere illegale Lager in der Nähe, in denen etwa 40 Menschen hausen, sollen ebenfalls abgerissen werden.

Roms Bürgermeister Gianni Alemanno hatte sich noch am Sonntagabend an den Unglücksort begeben und von einer „schrecklichen Tragödie“ für die Stadt gesprochen. Dabei machte er die „verdammte Bürokratie“ dafür verantwortlich, dass der Bau neuer Roma-Lager nicht vorankomme. Die Behörden wollen bis zum Jahresende drei neue Lager für insgesamt 6000 Roma errichten. Bislang gibt es rund um die italienische Hauptstadt sieben legale Roma-Lager.

Die oppositionelle Demokratische Partei (PD) warf Alemanno dagegen vor, im Umgang mit den Roma seit seinem Amtsantritt vor drei Jahren „komplett versagt“ zu haben. Der Bürgermeister von der Partei Volk der Freiheit (PDL) von Regierungschef Silvio Berlusconi müsse seine Strategie ändern und die Roma-Frage nicht nur als Problem der öffentlichen Ordnung sehen.

Hilfsorganisationen riefen die italienischen Behörden auf, eine langfristige Lösung für den Umgang mit den Roma zu finden. „Wir alle müssen mehr tun, um diese Vorfälle zu vermeiden“, forderte die italienische Fraktion des Kinderhilfswerks UNICEF. Die katholische Gemeinschaft Sant'Egidio nannte den Brand „eine Schande für Rom und unser Land“. Bereits im August vergangenen Jahres war bei einem Brand in einem Roma-Lager in der Hauptstadt ein Kleinkind ums Leben gekommen.

In Europa leben geschätzte elf Millionen Sinti und Roma, meist in bitterer Armut und oft ohne Zugang zu höherer Bildung. Die Räumung illegaler Roma-Lager in Frankreich hatte die Minderheit im vergangenen Jahr ins Licht der Öffentlichkeit gerückt und in der EU eine Debatte über die mangelnde Integration von Roma ausgelöst.