Sportmoderatorin Monica Lierhaus berührt mit dem ersten Auftritt nach ihrer schweren Krankheit bei der Goldenen Kamera die Fernseh-Nation.

Berlin. Lange Zeit ist alles wie immer. Glanz und Glamour in Berlin mit allem, was dazugehört. Als die Stars der Film- und Fernsehbranche zur Vergabe der 46. Goldenen Kamera der "Hörzu" vorfahren, kann noch niemand ahnen, welche Wendung dieser Abend nehmen wird. Auf dem roten Teppich vor der Ullstein-Halle des Berliner Verlagshauses Axel Springer der übliche Smalltalk: John Travolta, 56, ist mit dem eigenen Jet angereist, Verona Pooth, 42, zeigt ihren runden Babybauch und Sylvie van der Vaart, 32, bibbert in Eli-Saab-Robe, während Hollywood-Größen wie Renée Zellweger, 41, und Michael J. Fox, 49, hinter ihr herschreiten. Doch es wird eine Preisverleihung, die Geschichte schreibt. Denn als Höhepunkt des Abends soll die ARD-Sportmoderatorin Monica Lierhaus, 40, erstmals seit ihrer Gehirnoperation vor die Öffentlichkeit treten. Nur ahnt davon während der Show im Publikum niemand etwas.

Zwei Jahre lang gab es nur Spekulationen, wie es um die Gesundheit der ARD-Frau steht, die vor zwei Jahren nach der OP an einem Aneurysma ins Koma gefallen war. Der Eingriff im Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf war lebensnotwendig - und riskant. Die stark erweiterte Arterie wäre sonst irgendwann geplatzt. Noch im Operationssaal kam es zu Komplikationen und einer Hirnblutung. Monica Lierhaus wachte erst rund vier Monate später wieder auf. So lange ließen die Ärzte sie im künstlichen Koma.

Die Journalistin verriet "Bild am Sonntag", dass sie alles wieder lernen musste, einfachste Dinge wie das Essen. Dann verbrachte sie acht Monate in einer Rehaklinik am Bodensee. Mit der ganzen Familie. Eine Zeit, in der sie sich abgewöhnt hatte, die Frage nach der Schuld zu stellen, eine Zeit, in der es nur galt, nach vorn zu sehen. Lierhaus trainierte wie die Sportler, über die sie berichtet hatte. Erst saß sie im Rollstuhl. Später musste sie langsam wieder laufen lernen. Vor einem Jahr kehrte Lierhaus in ihr Haus nach Hamburg zurück. Erst seit Dezember 2010 gehorchten ihre Füße wieder. Anfangs waren es Trippelschritte, später konnte sie wieder ungelenk gehen.

Ihr großes, mutiges Comeback vor laufenden Kameras - zwei Monate hat sie es vorbereitet, und nur wenige waren eingeweiht. Die Nacht zuvor hatte Lierhaus privat in Berlin verbracht. Aus Sicherheitsgründen. Niemand sollte erfahren, dass die rothaarige Moderatorin bei der Goldenen Kamera ihren Weg zurück ins Leben sucht.

Nach der Vergabe des 15. Preises, zuletzt an Amin Armin Mueller-Stahl, 80, für sein Lebenswerk, sind die meisten Gäste in Gedanken schon bei der Party danach. Dann betritt plötzlich Günter Netzer, 66, die Bühne. Er würde lieber einen Elfmeter in der 90. Minute vor einer Milliarde Menschen schießen, als dort zu stehen, verrät er sichtlich angespannt. Netzer spricht mit brüchiger Stimme von seiner Kollegin Lierhaus. Die Gesichter der TV-Prominenz werden zunehmend ratloser. Sie wird doch nicht ...? Und dann spricht der zitternde Netzer diese Worte: "Willkommen zurück, Monika Lierhaus." Die Kulissenwand schiebt sich auseinander. In hellblauer Robe und mit ihrem Lebensgefährten Rolf Hellgardt, 42, an der Hand betritt Monica Lierhaus die Bühne.

Mit einer Ansprache bewegt sie das Publikum: "Es ist ein sehr emotionaler Moment für mich", liest Lierhaus leise und monoton von ihrem Zettel ab. "Ich kann es kaum fassen: Da bin ich!". Es ist ein Moment, wie es ihn wohl noch nie zuvor auf einer deutschen Preisverleihung gegeben hat. Die Gäste sind verunsichert, einige geradezu geschockt, viele weinen gar. Lierhaus bedankt sich bei den vielen Menschen, die zu ihr gehalten haben, bei ihren Eltern, "ihrem Helden, Rolf". "Ab heute möchte ich wieder an meiner Zukunft arbeiten. Sehr hart arbeite ich daran, irgendwann wieder vor der Kamera stehen zu können." Dann der Höhepunkt: Lierhaus macht ihrem Partner einen Heiratsantrag. Er sagt Ja. Keinen im Saal hält es mehr auf seinem Stuhl.

Später auf der Aftershowparty spricht jeder über diesen Auftritt. Während Sandra Maischberger, 44, den Schritt als Beginn von etwas deutet, ist Preisträger Ulrich Tukur sehr bewegt, hätte sich aber gewünscht, dass Lierhaus nicht erst nach drei Stunden zum Schluss auf die Bühne kommt. Günther Jauch erzählt, dass er sich gefreut habe, seine Kollegin nach zwei Jahren wiederzusehen und dass sie "wieder das Selbstbewusstsein hat, vor die Menschen zu treten". Monica Lierhaus indes denkt nur noch in kleinen Etappen. Aber es gibt Ideen und Pläne für ihre TV-Karriere, verriet sie "BamS". Eines ihrer nächsten Ziele ist es, endlich wieder ein Fußballspiel im Stadion zu sehen. Sie hofft, dass die Fotografen sich dann auf die Spieler konzentrieren.