Hordorf. Drei Tage nach dem schweren Zugunglück in Sachsen-Anhalt deuten erste Ermittlungsergebnisse auf einen schweren Fehler des Güterzug-Lokführers, 40, hin. Nach einem Bericht des Bundesverkehrsministeriums hat der Mann vor dem frontalen Zusammenstoß mit einem Regionalzug des Harz-Elbe-Expresses (HEX) ein Vor- und ein Hauptsignal übersehen. Der Fahrdienstleiter im Stellwerk Hordorf habe daraufhin über Funk einen Nothalt angeordnet, heißt es in dem Papier. Der 35 Jahre alte HEX-Triebwagenführer aus Schwerin, der bei dem Unglück getötet wurde, reagierte sofort und bremste den Regionalexpress von Tempo 98 auf 66 km/h ab.

Ob auch der Güterzug auf der eingleisigen Strecke gebremst hat, ist noch unklar. Inzwischen konnten alle zehn Todesopfer identifiziert werden. Es handele sich um vier Mädchen und Frauen im Alter von zwölf bis 61 Jahren sowie sechs Männer im Alter von 33 bis 74 Jahren, sagte ein Polizeisprecher. Neun von ihnen wohnten im Landkreis Harz. Von den 23 Verletzten befinden sich zwei noch in kritischem Zustand, darunter ein zehn Jahre altes Mädchen. Die Trauerfeier findet am Sonnabend im Halberstädter Dom statt. Gestern fuhren auf der Strecke Magdeburg-Halberstadt wieder die ersten HEX-Züge.

Die Deutsche Bahn kündigte Konsequenzen aus dem Unglück an: Sie will auf allen eingleisigen Strecken vor allem im Osten Deutschlands den Einbau eines automatischen Bremssystems prüfen und - wo nötig - aus eigenen Mitteln finanzieren, kündigte Bahnchef Rüdiger Grube an.