Der britische Prinz legte einen Kranz an der Berliner Mauer nieder. Am Sonnabend trat er bei der Spendengala “Ein Herz für Kinder“ im TV auf.

Berlin. Der britische Prinz Harry hat am Sonntag an der Mauergedenkstätte in Berlin im Gedenken an die Opfer der Teilung der Stadt einen Kranz niedergelegt. Zuvor war er durch das Brandenburger Tor gelaufen. Bei seiner inoffiziellen Stippvisite wurde er vom Botschafter Großbritanniens in Deutschland, Simon McDonald, begleitet. Nur wenige Schaulustige waren dabei, als beide am frühen Vormittag das Tor von der Westseite aus durchschritten.

Am Abend zuvor hatte Harry seinen ersten Auftritt im deutschen Fernsehen gehabt: Prinz Harry, dritter in der britischen Thronfolge, sammelte am Sonnabend in Berlin Spenden für Kinder in Not - und durfte selbst einen Scheck entgegen nehmen. Beim zehnjährigen Jubiläum der Fernsehgala „Ein Herz für Kinder“ stellte der 26-Jährige seine Hilfsorganisation Sentebale vor und erhielt dafür das „Goldene Herz“ der Show. Der Preis ist mit 150.000 Euro dotiert.

„Ich finde, dass der Preis zuviel der Ehre für mich ist“, sagte Prinz Harry. Er nehme die Auszeichnung für die Kinder in Lesotho als für sich selbst an. „Die Kinder von Lesotho inspirieren mich“, sagte Harry.

An den Spendentelefonen in der Ullstein-Halle des Axel-Springer- Hauses waren 60 Plätze für Prominente reserviert. Die Anrufe der Zuschauer beantworteten unter anderem Til Schweiger, Joachim Löw, Barbara Schöneberger und Boxer Wladimir Klitschko. Bis zum Ende der mehr als vierstündigen Sendung kamen insgesamt 15,4 Millionen Euro an Spenden zusammen.

Lange war der Dritte in der britischen Thronfolge, Harry, 26, eher für Partys und misslungene Späße bekannt. Seine jugendlichen "Fehltritte" brachten dem jüngeren Sohn von Prinz Charles, 62, den Namen Prinz Potty ein, was so viel heißt wie Prinz verrückt.

Ein Frühentwickler war Prinz Harry nie. In der Grundschule ließ man ihn vorsichtshalber ein Jahr wiederholen. Am Eliteinternat Eton traute er sich lediglich in zwei Fächern ans Abitur - Erdkunde und Kunst. Im Gegensatz zu seinem Bruder William, 28, verzichtete er von vornherein auf ein Studium. An der Offiziersakademie Sandhurst soll er bei der Computer-Aufnahmeprüfung durchgefallen sein. Doch was ihm an akademischer Begabung abgeht, macht er durch Menschlichkeit wett. So war er schon als kleiner Junge. Vom Höhepunkt der Ehekrise zwischen Prinzessin Diana und Prinz Charles berichtet die Royals-Biografin Sarah Bradford: "Bei einer Gelegenheit griff Harry seinen Vater tätlich an. Er hämmerte ihm mit den Fäusten gegen die Beine und schrie: 'Ich hasse dich! Ich hasse dich! Du bringst Mami zum Weinen.'"

Inzwischen haben Vater und Sohn ein verständnisvolleres und herzlicheres Verhältnis. Harry nennt Charles liebevoll "Pop". Charles zollt seinem Zweitgeborenen Anerkennung für die erfolgreiche Militärkarriere, das soziale Engagement und die seit einiger Zeit deutlich zunehmende Reife. Nur Harrys wilde Motorradfahrerei macht ihm noch Sorgen, wie er kürzlich in einem Interview sagte.

In der Kindheit träumte William vergeblich davon, Polizist zu werden, während Harrys damaliger Berufswunsch, Soldat, in Erfüllung gegangen ist. "Harry ist der geborene Soldat und ein ausgezeichneter Kommunikator", sagte ein ranghoher Hofbeamter.

Nun hat die Truppe, wenn man so will, aus ihm einen Mann gemacht. Anfang 2008 kämpfte er 77 Tage in Afghanistan, bis der Internet-Nachrichtendienst "Drudge Report" das Geheimnis lüftete und der Prinz aus Sicherheitsgründen eilig ausgeflogen wurde. "Seit Afghanistan ist Harry erwachsen geworden", sagt der Hofmitarbeiter.

Mit seiner Hilfsorganisation will Harry an seine Mutter erinnern

Zwischen Eton und Sandhurst hatte Harry zwei Monate im südafrikanischen Lesotho verbracht, um auf Dianas Spuren Aids-Opfern und Waisenkindern zu helfen. Gemeinsam mit dem Lesotho-Prinzen Seeiso gründete er in Erinnerung an beider jung verstorbenen Mütter das Kinderhilfswerk Sentebale ("Vergissmeinnicht"), um das er sich intensiv kümmert. "Das liegt ihm echt am Herzen", versichert der Sentebale-Landesdirektor Harper Brown. "So, wie er mit den Kindern umgeht, mit ihnen herumalbert, merkt man: Das ist ihm keine Pflicht, sondern total spontan."

"Diana hat immer gesagt, Harry sei ein typischer Spencer, ein Witzbold", erinnert sich Hofberichterstatterin Judy Wade. "Harry ist kein Denker, aber er hat so viel Wärme und Charisma, dass jeder ihn mag. Er besitzt die Diana-Magie - er ist einer von uns."