Vater, dessen Tochter und Lebensgefährtin kommen in Trümmern einer Doppelhaushälfte im rheinischen Brühl ums Leben, ein Junge überlebt

Brühl. Überall liegen Ziegel, Putz und Holzfassaden herum: heillos durcheinander und vielfach zu Schutt zerstoßen. Das, was an dieser Stelle einmal eine Doppelhaushälfte war, ist nur noch ein Berg aus wild aufeinandergetürmtem Baumaterial. Dass hierin Menschen gelebt haben, daran erinnern direkt nach der Katastrophe lediglich jene drei mit Betten und Bücherregalen belegten Stockwerke, die - klapprig ans Nachbargebäude gelehnt - stehen geblieben sind. Stehen geblieben bei dem Einsturz, der am vergangenen Sonnabend gegen 18.30 Uhr in Brühl bei Köln vier Menschen unter sich begraben hat. Alle haben die seither vor Ort arbeitenden Feuerwehrleute mittlerweile bergen können: zwei Erwachsene und ein Mädchen tot und einen Jungen lebend.

Letzteren gruben die Rettungskräfte noch am späten Sonnabend unter Gefährdung ihres eigenen Lebens mit bloßen Händen aus der Ruine heraus; der Zwölfjährige hatte nur leichte Verletzungen, er wird nun im Krankenhaus behandelt und psychologisch betreut. Kein Glück hatten seine Schwester, sein Vater und dessen Lebensgefährtin: Die Leichen des zehnjährigen Mädchens, der 47-jährigen Frau und des zwei Jahre jüngeren Mannes wurden zwischen Sonntagmorgen und Sonntagnachmittag im Keller des eingestürzten Hauses gefunden. Sie verloren den Ermittlererkenntnissen zufolge direkt beim Einsturz des Hauses ihr Leben. Ein weiteres Kind der Familie, ein 15 Jahre alter Junge, befand sich zum Zeitpunkt des Einsturzes nicht im Haus und wurde mithin auch nicht verletzt; er befindet sich in psychologischer Betreuung.

Als hätte eine Bombe eingeschlagen - so sieht es am Unglücksort in Brühl aus. Woher die furchtbare Zerstörungskraft allerdings rührte, das ist bislang noch ungeklärt. Spekulationen darüber, dass Gas explodiert sei, wollte die Feuerwehr nicht bestätigen. Alles, was derzeit an möglichen Ursachen genannt werde, entbehre jeder Grundlage, betonte ein Polizeisprecher. Ein anderer Sprecher sagte, es sei jedenfalls "große Energie freigeworden".

Nach Augenzeugenberichten hatte es am späten Sonnabend einen lauten Knall gegeben. Als die betreffenden Nachbarn daraufhin aus dem Fenster sahen, war die Doppelhaushälfte schon eingestürzt. Der sich in unmittelbarer Nähe befindende Straßenbereich lag vollständig von Trümmerteilen bedeckt. Noch in der Nacht zum Sonntag kam der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD) zur Unglücksstelle geeilt.

Gestern, am frühen Morgen, begann die Feuerwehr dann mit dem Abtragen des Schutts. "Wir können jetzt nur noch Bagger einsetzen; weiter mit den Händen zu arbeiten wäre viel zu gefährlich", schilderte der Sprecher der Feuerwehr, Josef Uhlhaas. Der noch stehende Gebäudeteil sei sehr stark einsturzgefährdet. "Alles von Hand abzutragen hätte auch zu lange gedauert und damit die etwaigen Überlebenschancen verringert", erklärte Uhlhaas. Das Vorgehen mit schwerem Gerät sei jedoch möglichst vorsichtig gehandhabt worden, zwischendurch hätten zudem immer wieder Spürhunde die Trümmer nach Überlebenden abgesucht.

Am gestrigen Nachmittag entschloss sich die Feuerwehr schließlich dazu, die Reste des tags zuvor explodierten Wohnhauses abzureißen. Damit sollte ein unkontrolliertes Zusammenstürzen des Gebäudes bei der Suche nach der letzten, da noch vermissten, Person und somit eine Gefährdung der Rettungskräfte vermieden werden, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Die Trümmerreste sollten Stück für Stück auf einen Container-Sattelzug verladen und abtransportiert werden.

Währenddessen hatten die Rettungsleute bis zuletzt gehofft, das Mädchen noch lebend unter Ziegel, Putz und Holzfassaden in einem Hohlraum finden zu können - letztlich leider vergebens.