Zahl der Opfer bei Massenpanik in Kambodscha auf 380 gestiegen. Ministerpräsident ruft Gedenktag aus

Phnom Penh. Sie wollten feiern und fanden den Tod. 380 Leichen bargen Helfer im Bereich einer Brücke in Kambodschas Hauptstadt Phnom Penh. "Ich habe versucht, dem Kind einer Frau zu helfen, aber ich konnte nicht mehr machen, als es aufzuheben und hoch über die Masse zu halten, damit es atmen konnte", sagt der 19-jährige Buot Panha. "Ich rang ja selbst um Atem."

Das traditionelle Wasserfest zum Ende des Monsuns ist zu einer der größten Tragödien des Landes geworden. 755 Menschen wurden auf der Brücke über den Mekong-Zufluss Tonlé Sap verletzt. Sie alle hatten die Diamanteninsel verlassen wollen, weil dunkle Regenwolken aufgezogen waren. Wegen Barrieren am Ende der Brücke konnten die Menschen nicht schnell nach vorn strömen, sodass es zu einem Gedränge kam. Als die ersten hinfielen, kam es zu der Panik. Eine Augenzeugin sagte, zum Zeitpunkt des Unglücks seien allein auf der Brücke mehr als 1000 Menschen gewesen. Nach Angaben von Informationsminister Khieu Kanharith sind die meisten Opfer erstickt. Zweithäufigste Todesursache seien innere Blutungen gewesen.

"Ich stand in der Mitte der Brücke, weil ich so groß bin, konnte ich meinen Kopf hochstrecken und atmen", sagte Buot Panha. Zwei Drittel der Opfer seien Frauen, hieß es gestern, auch viele Kinder wurden verletzt oder starben. Buot Panha schob sich schließlich zum Brückengeländer und sprang in den Fluss. Das habe ihm das Leben gerettet.

Seit Ende der Schreckensherrschaft der Roten Khmer 1979 seien in Kambodscha in so kurzer Zeit nicht mehr so viele Menschen umgekommen, sagte Ministerpräsident Hun Sen gestern. Der 22. November solle künftig ein Gedenktag werden. Morgen soll im ganzen Land der Opfer gedacht werden. Die Regierung kündigte eine umfangreiche Untersuchung an. Während des Wasserfests waren laut Behörden vier Millionen Menschen nach Phnom Penh gekommen.