Graf Carl-Eduard soll Ärger mit seinen Eltern haben - es geht auch ums Erbe.

Hamburg/Aumühle. Runde Geburtstage sind normalerweise ein schöner Grund, um mit der ganzen Familie richtig ausgelassen zu feiern. Insbesondere, wenn der Jubilar 80 Jahre alt wird und sich noch immer guter Gesundheit erfreut. So war wohl auch im Schloss Friedrichsruh im Sachsenwald bei Hamburg die Vorfreude groß, denn das Familienoberhaupt, Ferdinand Fürst von Bismarck, ein Urenkel des berühmten Reichskanzlers Otto von Bismarck (1815-1898), begeht heute ebendiesen Ehrentag.

Offenbar gibt es Streit um das Imperium im Sachsenwald

Allerdings stellt sich beim Hochadel beim Erreichen eines so hohen Alters fast automatisch die Frage der Nachfolge. Und wie so oft, scheinen sich auch bei den Bismarcks nicht alle darüber einig zu sein, wer in Zukunft das Familienimperium führen sowie die beeindruckende Tradition in der nächsten Generation fortführen soll.

Wie die "Bergedorfer Zeitung" berichtet, kam es bereits im Oktober zu einem heftigen Streit zwischen dem ältesten Sohn des Fürsten - und damit der naheliegende Anwärter für die Nachfolge -, dem 49 Jahre alte Carl-Eduard, und seiner Mutter, Fürstin Elisabeth, 71. Die Polizei wurde gerufen, sogar von einer Jagdwaffe ist nun die Rede. Da die Familie einen Forstbetrieb besitzt, wäre das nicht ausgeschlossen, ob es allerdings wirklich stimmt, wissen nur die Beteiligten hinter den ehrwürdigen Schlossmauern. Fürstin Elisabeth sagte der "Bild am Sonntag" lediglich, wie in jeder Familie gebe es auch bei ihnen manchmal Streit. Der Geburtstag ihres Mannes werde dennoch in Harmonie begangen. Auch Carl-Eduard wird - nach allem, was bekannt ist - bei diesem Anlass dabei sein und dafür aus New York anreisen, wo er mit seiner Familie seit einiger Zeit lebt. In Deutschland hatte der Adelige es in den Jahren zuvor dagegen eher mit unrühmlichen Ereignissen in die Schlagzeilen geschafft.

So wurde er vor drei Jahren von den Medien zum angeblich faulsten Bundestagsabgeordneten Deutschlands ausgerufen. Carl-Eduard von Bismarck war von 2005 bis 2007 CDU-Abgeordneter, im Parlament fehlte der Ururenkel des "Eisernen Kanzlers" allerdings häufig, was für Unmut sorgte. Trotz der Erklärung, er sei aufgrund gesundheitlicher Probleme entschuldigt gewesen, wurde der Druck so groß, dass er sein Mandat schließlich niederlegte. Für viele passte diese Episode in das Bild, das nach Berichten über Partys und sein Jetset-Leben entstanden war.

Es geht um den größten Wald in Schleswig-Holstein

Nun steht also die Nachfolge des Familienunternehmens zur Disposition und der anscheinend eskalierte Streit verleiht dem Ganzen die standesgemäß dramatische Komponente. Es geht bei diesem Erbe immerhin um die Verwaltung des größten zusammenhängenden Waldes in Schleswig-Holstein, den Sachsenwald. Im Moment ist es Gregor von Bismarck, 46, der zweite Sohn der Familie, der sich um die Geschäfte kümmert. Das Waldgebiet wurde dem Reichskanzler Otto von Bismarck von Kaiser Wilhelm I. übertragen, als Anerkennung für dessen politische Verdienste. Bismarck starb auf dem Anwesen Friedrichsruh. Sein Name ist heute ein fester Bestandteil der deutschen Geschichte, der auch als Pate verschiedener Produkte, zum Beispiel von Korn und Wasser, Autorität ausstrahlt.

Der alte Otto von Bismarck galt zu seiner Zeit als Medienprofi, nun kämpfen seine Nachfahren mit der Beobachtung durch die Presse. Im Disput ums Erbe bietet sich daher eine Besinnung auf ihren Urahn an, der feststellte: "Das Familienleben ist das beste Band."