Vorhersage eines Wiesbadener Meteorologen versetzt die halbe Repulik in Aufregung. Ein Hamburger Kollege warnt: Langfrist-Prognosen sind unseriös

Hamburg. Weiße Weihnachten? "Gute Chancen", sagt Diplom-Meteorologe Dominik Jung vom Wetterdienst wetter.net. Und weil sein Arbeitgeber ein eigenes Programm zur Wettervorhersage hat, weiß er noch, wie das Wetter in der Metropolregion Hamburg sonst so wird. "Der November bleibt mild, fünf bis zehn Grad, immer wieder Regenschauer. Im Dezember wird es kühler, um die null Grad, Silvester gibt es eine kleine Tauwetterphase, fünf bis acht Grad."

Danach werde es kalt: im Januar tagsüber minus fünf Grad, nachts bis zu minus 15 Grad. Besonders in der zweiten Januarhälfte gebe es Schneeschauer, im Februar eine kurze milde Phase, die allerdings wieder von Kälte abgelöst werde. "Bis Ende März bleibt es kalt", konstatiert Jung. Sein Urteil über den Winter 2011: "Er wird sogar noch leicht kälter als der letzte."

Mit seiner Winter-Stimmung hat Dominik Jung bereits die Republik infiziert: Von "Jahrhundert-Winter" und einem "Bibberwinter" ist in manchen Medien die Rede. Erste Immunologen verteilen bereits Ratschläge gegen die Winter-Depression.

Doch halt! Es gibt einen Mann, der sich furchtbar über die Wetter-Aufregung aufregen kann. Er heißt Clemens Grohs, ist Diplom-Meteorologe beim Hamburger Institut für Wetter- und Klimakommunikation, ein Kollege von Dominik Jung also. "Solche Voraussagen beschädigen den Ruf aller Meteorologen", zürnt Grohs über seinen Wiesbadener Kollegen.

Er stört sich daran, dass viele Wetterdienste ihre Vorhersagen auf Langfrist-Trends aufbauen. Zu deren Berechnung füttern Meteorologen von wetter.net ihre Rechner mit Wetter-Daten aus den vergangenen 100 Jahren, mit Daten zu Vulkanausbrüchen und Meeresströmungen. "Aber aus Langfrist-Trends kann man das Wetter nicht vorhersagen", sagt Grohs. "Wir können vor allem nicht sagen, welche Temperatur, welchen Niederschlag es an einem konkreten Tag geben wird." Doch, widerspricht ihm Kollege Jung: "Unsere Prognosen sind nicht unseriös. Und 100 Prozent Trefferquote gibt es in der Naturwissenschaft ohnehin nicht."

Als seriöser Meteorologe, sagt Grohs, könne man nur Vorhersagen für die kommenden fünf Tage treffen. "Weiter als das dürfen wir uns nicht über den Tellerrand wagen." Der Hamburger setzt auf die klassische Wettervorhersage: Für eine bestimmte Region werden im Abstand von drei Stunden Wetter-Daten erhoben, aus denen wieder in Drei-Stunden-Schritten konkrete Prognosen für die kommenden fünf Tage gemacht werden.

Dominik Jung gibt zu, dass die Trefferwahrscheinlichkeit bei seinen Langfrist-Trends bei 65 Prozent liegt. Er will trotzdem weiter vorhersagen, wie das Weihnachtswetter wird. In einem sind sich beide aber einig: Diesen Donnerstag und Freitag wird es in Hamburg stürmisch. Grohs spricht von Windstärke 9: "Das traue ich mich zu sagen." Jung verspricht ein "richtig großes Herbst-Stürmchen mit Orkanböen".