38-Jähriger unter dringendem Tatverdacht. DNA-Spur bei einem der 16 Anschläge.

Malmö. Eine Stadt atmet auf. Nachdem ein Heckenschütze über ein Jahr immer wieder für Angst und Schrecken im südschwedischen Malmö sorgte, kam gestern für die Bürger die lange ersehnte gute Nachricht: Die Polizei hat einen Mann festgenommen, der dringend verdächtigt wird, seit einem Jahr auf Einwanderer zu schießen.

Oberstaatsanwältin Solveig Wollstad bestätigte die Festnahme: "Wir halten den festgenommenen 38-Jährigen bei einem Mord am 10. Oktober 2009 und sieben Mordversuchen für dringend tatverdächtig." Polizeiinspektor Börje Strömholm räumte aber ein, dass die Ermittlungen zu der Angriffsserie noch längst nicht abgeschlossen seien. "Der Fall ist alles andere als geklärt. Dieser Mann hat eine Erlaubnis für zwei Schusswaffen, die wir bei der Hausdurchsuchung beschlagnahmt haben." Beim ersten Verhör wies der Festgenommene mit "schwedischem Hintergrund" alle Vorwürfe zurück.

"Malmö hat gewonnen", sagte ein Schneider mit ausländischen Wurzeln, als er die Nachricht von der Festnahme hörte. Er war das letzte von insgesamt 16 Opfern seit vergangenem Herbst, als der Attentäter, wie immer im Dunkeln, von draußen in seine Werkstatt schoss. Aber er zielte schlecht, der Schneider konnte den Schützen verfolgen und der Polizei nach einem Handgemenge die vielleicht entscheidende DNA-Spur samt einer Täterbeschreibung liefern.

13 Monate vorher hatte eine 20 Jahre alte Schwedin weniger Glück. Sie starb in der Nacht des 10. Oktober in ihrem Auto, als der Heckenschütze mit seiner großkalibrigen Waffe schoss. Die Frau war das einzige hellhäutige Opfer bei allen Anschlägen mit derselben Waffe. Aber, so meinen die Fahnder, dieser galt wohl vor allem dem dunkelhäutigen Begleiter, der schwer verletzt überlebte.

Immer wieder schlug der Attentäter an Bushaltestellen zu und schoss von hinten auf Wartende. Angst und Schrecken breiteten sich in der drittgrößten Stadt Schwedens aus, aber die Polizei hatte lange keine verwertbaren Spuren. Niemand konnte den heimtückischen Täter beschreiben, in keinem Fall gab es konkrete Tatmotive. Bis dann Ende Oktober der Schneider als erster Augenzeuge Konkretes berichten konnte.

Oberstaatsanwältin Wollstad gab nur wenige Details zu dem jetzt festgenommenen Verdächtigen preis. Er habe einen "schwedischen Hintergrund", und der Inhaber eines Waffenscheins sei in den vergangenen fünf Jahren mit dem Gesetz nicht in Konflikt geraten - das war's. Von Nachbarn wurde er als "stiller Einzelgänger" geschildert. Gespannt wartet daher die schwedische Öffentlichkeit auf weitere Einzelheiten. Spätestens bis morgen muss ein Haftrichter über die Untersuchungshaft entscheiden, dann wird es mehr Informationen geben.

Malmö ist in Schweden die Großstadt mit dem höchsten Anteil an Zuwanderern. Gut 30 Prozent der 265 000 Einwohner sind im Ausland geboren. Im Malmöer Stadtteil Rosengård, landesweit ein Zuwanderungs-Symbol ähnlich wie Kreuzberg in Berlin, ist übrigens Schwedens erfolgreichster Fußballer Zlatan Ibrahimovic aufgewachsen. "Zlatan", wie ihn alle Schweden nur nennen, gilt als Beispiel für gelungene Integration. In Rosengård war es aber auch, wo in der Nacht zum 10. Oktober 2009 die 20 Jahre alte Trez West Persson durch die Schüsse des Heckenschützen in ihrem Auto starb.