Die Umgestaltung des Strands von Palma ist ins Stocken geraten. Anwohner protestierten, Regierung stoppte den Abriss von Wohnhäusern.

Madrid/Palma de Mallorca. Am Strand von Palma de Mallorca sollte alles anders werden. Die fast sechs Kilometer lange Playa de Palma, eines der beliebtesten Ferienziele in Europa, sollte ein völlig neues Gesicht bekommen. Das Strandgebiet vor den Toren der Hauptstadt der spanischen Ferieninsel Mallorca sollte von Grund auf erneuert und verschönert werden.

Die Planer sprachen - in Anlehnung an die berühmten Strände von Rio de Janeiro oder Miami - gar von einer „Copacabana Europas“ oder einer „Mallorca Beach“. Die Planungen laufen bereits seit Jahren. Aber ausgerechnet jetzt, da die ersten konkreten Bauarbeiten beginnen sollten, ist das Milliarden-Projekt ins Stocken geraten. Im ehemaligen Fischerdorf Can Pastilla in der Nähe des Flughafens sollten veraltete Gebäude mit 91 Wohnungen abgerissen werden. Die Bewohner protestierten. Daraufhin ließ der Ministerpräsident der Balearen, Francesc Antich, den Abriss stoppen.

Der Sozialist befürchtete Stimmverluste bei den Regionalwahlen im Frühjahr 2011. „Die Playa-Pläne wackeln“, titelte die „Mallorca Zeitung“. „Mallorca wichtigstes Vorhaben wird von Interessenkonflikten zerrieben.“. Das Konkurrenzblatt „Mallorca Magazin“ ergänzte: „Vor den Wahlen im Mai passiert überhaupt nichts.“

Vor sechs Jahren hatten die spanische Zentralregierung, die Regierung der Balearen, der Inselrat sowie die Gemeinden Palma und Llucmajor für das Projekt ein Konsortium gegründet, das die Federführung übernehmen sollte. Der niederländische Landschaftsplaner Adriaan Geuze gewann einen Ideenwettbewerb um die Neugestaltung. In schöner Regelmäßigkeit wurden immer neue Pläne und Visionen für die Playa de Palma präsentiert, die einst die Wiege des Massentourismus in Spanien war und heute 1,1 Millionen Urlauber im Jahr anlockt.

Die Planungen laufen darauf hinaus, den Strand bis 2020 zu einem der attraktivsten Feriengebiete in Europa zu machen. Veraltete Hotels sollen verschwinden, die Bettenzahl von derzeit 43 000 auf gut die Hälfte reduziert werden. Die Urlauber sollen künftig nicht mehr in günstigen Zwei-Sterne-Hotels unterkommen, sondern überwiegend in Herbergen mit vier Sternen. Damit will Mallorca ein zahlungskräftigeres Publikum anlocken - nämlich Touristen, die im Durchschnitt 135 Euro am Tag ausgeben und nicht 65 Euro wie bisher.

Die Strandpromenade soll in eine üppige „Palmenallee“ verwandelt werden, die zum Flanieren einlädt. Eine Straßenbahn soll die Playa mit der Stadt Palma und dem Flughafen verbinden. Die Kosten werden auf rund vier Milliarden Euro geschätzt.

Der Abriss-Stopp bedeutet einen schweren Rückschlag für das Projekt. Denn nun werden auch andere geplante Abrissvorhaben infrage gestellt. Noch gravierender ist, dass immer weniger Kräfte sich engagiert für das Großvorhaben einsetzen. Die Hoteliers, denen es zuerst nicht schnell genug gehen konnte, sind nun gegen den Abriss von Herbergen. Die Bewohner des Gebiets fürchten um ihre Wohnungen und Geschäfte.

Ohne den Abriss veralteter und heruntergekommener Gebäude wird es jedoch keine Erneuerung geben. Jedenfalls können die Freunde des „Ballermann“ einstweilen aufatmen. Die Strandbar wird es wohl noch längere Zeit geben. Die Umbaupläne hatten die Zukunft der Partymeile um den „Ballermann“ offengelassen und damit Spekulationen aufkommen lassen, die Tage des Lokals könnten gezählt sein.