Millionen Zuschauer sahen Fotos des Mannes im Fernsehen. Polizei erhielt nun den entscheidenden Hinweis. Opfer noch unbekannt.

Frankfurt am Main. Am Freitagabend klickten die Handschellen bei einem der meistgesuchten Verbrecher Deutschlands: Ein mutmaßlicher Kinderschänder konnte von der Polizei nach einer bundesweiten Fahndung und einem Aufruf in den Medien in seiner Wohnung in Bad Oeynhausen (Nordrhein Westfalen) widerstandslos festgenommen werden. Wie Bundeskriminalamt und die hessische Generalstaatsanwaltschaft mitteilten, soll der 27-jährige im Mai 2007 zwei noch nicht identifizierte Mädchen im geschätzten Alter zwischen 7 und 9 Jahren missbraucht haben.

Der Verdächtige soll von seinen Taten Aufnahmen gemacht und ins Internet gestellt haben. Mit den Fotos des 27-jährigen wandte sich die Polizei zuletzt an die Öffentlichkeit: In der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY: ... ungelöst“ wurden Millionen Zuschauer um ihre Mithilfe gebeten – mit Erfolg: Rund 50 Hinweise gingen bei der Polizei ein. Wie die Generalstaatsanwaltschaft in Frankfurt mitteilte, kam der entscheidende Hinweis schließlich aus dem Umfeld des mutmaßlichen Sex-Täters. Gegen diesen wurde bereits Haftbefehl erlassen, er sollte noch im Laufe des Samstags in der Nähe seines Wohnortes einem Richter vorgeführt werden. Dem Mann wird schwerer sexueller Missbrauch von Kindern und Verbreitung von Kinderpornografie vorgeworfen. Die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität bei der Staatsanwaltschaft hatte 47 Aufnahmen im Internet gefunden, die den Täter bei sexuellen Handlungen mit den Mädchen zeigten. Es ist von „erschütternden Bildern“ die Rede, auf denen der Tatort und der Mann deutlich zu erkennen waren. Im Falle einer Verurteilung droht ihm eine Gefängnisstrafe von bis zu zehn Jahren.

Während der mutmaßliche Sexualstraftäter nun also hinter Schloss und Riegel sitzt, fehlt von seinen Opfern noch jede Spur. „Wir wissen noch nichts über die Identität der Mädchen“, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt, Günter Wittig, am Samstag. „Wir hoffen allerdings, über die Aussagen des Festgenommenen bald einen Hinweis zu bekommen.“ Zunächst hatte der 27-jährige zu den Vorwürfen jedoch geschwiegen.

Die Mithilfe der Medien bei der Verfolgung von Sexual-Straftätern scheint sich indes zu bewähren: Bereits im August 2009 hatte die Polizei mit der Veröffentlichung von Videoausschnitten, Fotos und Stimmproben aus Kinderpornos im Fernsehen und Internet einen mutmaßlichen Täter so sehr unter Druck gesetzt, dass sich dieser stellte. Der Übungsleiter in einem Sportverein aus Mayen in der Eifel soll mehrere Jungen im Alter von fünf bis sieben Jahren missbraucht und Videos ins Internet gestellt haben.