Designer will günstige Mode über das Internet verkaufen

Paris. Nach Jahrzehnten in der Luxusklasse will Modeschöpfer Karl Lagerfeld, 71, jetzt den Massenmarkt erobern. Der deutsche Designer werde voraussichtlich im nächsten Jahr Mode für ein Massenpublikum zu moderaten Preisen im Internet verkaufen, teilte seine Firma in Paris mit.

Unter dem Namen "masstige", eine Wortschöpfung aus den Bestandteilen Masse und Prestige, will der Mann mit dem silbernen Zopf und der Sonnenbrille sich an ein Publikum wenden, das ihm bereits bei einem Gastauftritt für das schwedische Billigmodehaus H&M im Jahr 2004 einen großen Erfolg beschert hatte. Damals hatte "König Karl" eine kleine Kollektion für die Schweden entworfen, die zu langen Schlangen in den Geschäften führte. Das Modehaus bot die Kleidung allerdings auch in größeren Varianten an, worauf Lagerfeld sagte: "Was ich entworfen habe, ist eine Mode für schmale, schlanke Leute. Das war die ursprüngliche Idee." Sollte der Sohn eines Hamburger Dosenmilchfabrikanten, der immer wieder in die Kritik gerät, weil er Hungerhaken bevorzugt und sich gegen ein Laufstegverbot für zu dünne Models ausspricht, einem Sinneswandel erlegen sein? Darf die breite Masse künftig breit an Masse sein und Lagerfeld tragen?

"Das Elitärsein der Massen ist seit Langem mein Traum", sagt der Modemacher nun. Dies sei der Weg der Modernität. Auch die luxuriöse Prêt-à-porter-Marke unter seinem Namen soll eine Wandlung erfahren. Sie werde "die Richtung ändern und etwas kommerzieller werden", hieß es. Schon vom Frühjahr 2011 an werde die Marke auf den Laufstegen der großen Pariser Défilées nicht mehr vertreten sein. Die nächste Kollektion werde während der Modewochen in Mailand und Paris in den Geschäftsräumen der Firma zu sehen sein. Außerdem solle sie einen "zugänglicheren Look" bekommen, also im Alltag tragbar sein.