Böser Scherz oder ein neuer Fall von Tierquälerei? Das Internet-Video von einer Unbekannten, die junge Hunde ertränkt, löst weltweit Empörung aus

Berlin. Wie Abfall liegen sechs Welpen in einem kleinen weißen Eimer aufeinandergestapelt. Sie winseln und kläffen. Offenbar sind die schwarz-weißen Tiere nur wenige Wochen alt. Abgestellt zwischen Bäumen und Büschen irgendwo an einem unbekannten Flussufer, taucht neben ihnen eine Frau auf. Sie ist vermutlich Anfang 20, sie ist blond, mit einem roten Pullover und Turnschuhen bekleidet, und sie tut etwas Unfassbares: Ein Tier nach dem anderen packt sie am Genick und wirft es in den Fluss. Die Tiere ertrinken, einfach so, und die Frau lacht dazu.

Ein Video im Internet zeigt diese Szenen, die Frau hat es offenbar zusammen mit einer weiteren Person selbst aufgenommen. Niemand weiß, wann. Niemand weiß, wo. Doch die Internet-Gemeinde war im Nu mobilisiert, um die Unbekannte ausfindig zu machen.

"Findet die Frau, die Welpen in einen Fluss warf", heißt eine Gruppe auf Facebook, die bis gestern bereits etwa 13 000 Mitglieder zählte. "Was für einen Akzent hat das Mädchen?", fragten dort die Administratoren die Internet-Nutzer. Es kamen rund 400 Kommentare mit Hinweisen, um welche Sprache es sich handeln könnte. Manch einer davon ist jedoch mit Vorsicht zu genießen. Von "Ich hasse sie" über "Tötet sie" bis zu "Fesselt sie und werft sie in einen Fluss" ist von allerlei Beleidigungen, Drohungen und Aufrufen zur Gewalt gegen die Frau zu lesen.

Besonders prekär: Einige Diskussionsteilnehmer posteten gar die Internet-Adressen von Profilen auf Facebook und auf MySpace, die der vermeintlichen Tierquälerin gehören sollen. Es kursieren Namen und gar Kontaktdaten. Die Telefonnummer, E-Mail-Adresse, Postadresse und der Name der Schule von Katja P. aus dem bayerischen Aying zu Beispiel. Dazu ein Bild von ihr. Sie sieht anders aus als die Frau in dem Video. Ihre Haare sind dunkler, die Nase spitzer. Trotzdem schrieb ein Mitglied der Gruppe "Findet die Frau, die Welpen in einen Fluss warf" darüber: "Wir haben sie gefunden." Telefonisch war die Deutsche gestern nicht zu erreichen. Die angegebene Nummer war den ganzen Tag besetzt.

Bislang ist nicht einmal klar, ob der 44-Sekunden-Film, der ursprünglich auf der Webseite "LiveLeak" hochgeladen wurde, überhaupt echt ist. Und falls ja, stellt sich die Frage, warum jemand das Dokument einer solchen Tat selbst verbreitet.

Erst vor einigen Tagen hatte ein anderes Video weltweit für Furore gesorgt, das ebenfalls einen Fall von Tierquälerei dokumentiert. Die britische Bankangestellte Mary Bale hatte die Katze ihrer Nachbarn in eine Mülltonne vor dem Haus gestopft - und war dabei von der Überwachungskamera des Ehepaares gefilmt worden. Das junge Paar fand das Tier erst 15 Stunden später - lebend - und stellte das Video bei YouTube ins Netz. Bale bekam daraufhin gar Morddrohungen. Reue zeigte die 45-Jährige dennoch nicht: "Ich weiß gar nicht, was die ganze Aufregung soll, das ist doch nur eine Katze", sagte sie.

Entsprechend aufgeheizt sind jetzt die Gemüter von Tierschützern weltweit. Die Suche nach der Frau aus dem Welpen-Mord-Video scheint sich zur internationalen Online-Hetzjagd zu entwickeln. Mitglieder der englischsprachigen Website "4chan" vermuten, dass die junge Frau aus Ex-Jugoslawien stammt. Sie hatten bis gestern bereits den bosnischen Inhaber des Mitgliedskontos herausgefunden, von dem aus das Video auf der Plattform YouTube hochgeladen wurde.

Offensichtlich hatten sie auch Kommentare dieses YouTube-Users auf einer kroatischen Spieleplattform ausfindig gemacht. In einem dieser zahlreichen Anmerkungen soll das Wort "Hund" vorkommen. Er müsse also mit dem Video zu tun haben, schlussfolgerten die "4chan"-Mitglieder. Und dass die Frau also Kroatin oder Bosnierin sein müsse. Aus der bosnischen 50 000-Einwohner-Stadt Bugojno soll sie kommen, hieß es in einem der Diskussionsbeiträge. Und dass der Fluss in dem Video daher der Vrbas sei.

YouTube hat den Film inzwischen entfernt. Doch er erscheint immer wieder auf anderen Seiten und sorgt so weiter für Empörung. Entsetzte Tierschützer senden Videobotschaften, in denen sie sich über die Tat entrüsten und unter anderem aufrufen: "Wenn Sie diese Person kennen, wenden Sie sich bitte an Ihre örtlichen Behörden."