Möglicherweise sind die Schläuche im Labor der Uniklinik Mainz verunreinigt worden

Mainz. Nach dem Tod zweier Babys an der Uniklinik Mainz ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung. Einiges deutet auf eine Hygienelücke in der Apotheke der renommierten Klinik hin. "Wir ermitteln im Moment gegen unbekannt, weil wir noch nicht wissen, wo ist die Kontamination tatsächlich erfolgt ist", sagte gestern Oberstaatsanwalt Klaus-Peter Mieth.

Ein weiterer mit einer verunreinigten Infusion behandelter Säugling befindet sich noch in einem kritischen Zustand. Vermutlich waren die beiden Kleinkinder am Sonnabend gestorben, nachdem sie eine mit Fäkalkeimen verunreinigte Nährlösung erhalten hatten.

Die Ergebnisse der mikrobiologischen Untersuchungen zur Todesursache werden frühestens heute vorliegen. "Wir werden wahrscheinlich noch ein weiteres Institut beauftragen", sagte Mieth. Die Expertisen sollen nähere Erkenntnisse darüber erbringen, wann und wie die Darmbakterien in die Nährlösung für Säuglinge auf der Intensivstation der Klinik kommen konnten. Auch ist die genaue Unterart der Bakterien noch unklar.

Die Uniklinik geht davon aus, dass es wahrscheinlich in der Apotheke zu der Kontamination gekommen ist. Dort wird die Nährlösung aus neun Komponenten externer Hersteller über ein Schlauchsystem individuell für die Patienten hergestellt. Dabei ziehen die Plastikschläuche automatisch die benötigten Mengen der verschiedenen Komponenten an und dann wird die Lösung in die Infusionsbeutel geschleust. "Möglicherweise sind die Schläuche beim Anschließen des Systems an die Mischmaschine verunreinigt worden." Es werde aber derzeit jeder Schritt in der Kette vom Hersteller bis zur Verabreichung der Lösungen untersucht.

Der ärztliche Direktor des Klinikums, Norbert Pfeiffer, wies unterdessen darauf hin, dass die verseuchte Infusion nicht zwangsläufig die Todesursache der Babys war. "Alle Kinder waren auf der Intensivstation, auch diese Kinder waren sehr, sehr schwer erkrankt", sagte er. Mit dem Tod der beiden Säuglinge sei bereits vor dem Anlegen der Infusion gerechnet worden. "Aber wir können nicht ausschließen, dass diese Verkeimung dazu beigetragen hat." Alle elf mit der Lösung ernährten Säuglinge seien sehr früh und unreif geboren worden. Sie hätten unter anderem an genetischen Defekten und Erkrankungen des Herzens sowie des Verdauungssystems gelitten.

Da die Ursache für die Verkeimung noch nicht festgestellt worden sei, hat die Klinik Vorkehrungen getroffen, um einen derartigen Vorfall in Zukunft auszuschließen. So werden die Grundsubstanzen für die Infusionen nun von anderen Firmen bezogen, sagte Klinikchef Pfeiffer. Außerdem seien die eingesetzten Geräte und das Personal ausgetauscht worden, der gesamte Produktionsprozess umgestellt worden. "Das heißt, wir verwenden jetzt Infusionslösungen von anderen Herstellern, andere Infusionsbestecke und auch einen anderen Weg des Mischens", so Pfeiffer. Derzeit werden die Mitarbeiter der Klinikapotheke befragt.