Wegen einer verunreinigten Infusionslösung starben zwei Säuglinge in der Mainzer Uniklinik. Fünf weitere befinden sich im kritischen Zustand.

Mainz. Nach dem Drama in der Mainzer Universitätsklinik um den Tod zweier Babys ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung. Das Polizeipräsidium Mainz habe am Sonntag eine Sonderkommission gebildet, die mit den weiteren Ermittlungen betraut wurde, teilten die Behörden am Abend mit. Die beiden verstorbenen Kinder sollten noch am Sonntag von Sachverständigen der Gerichtsmedizin Frankfurt untersucht werden. Das Institut soll auch mikrobiologische Untersuchungen machen, die weitere Erkenntnisse über die Ursache der Verunreinigungen der Infusion bringen sollen. Zu klären sei, an welcher Stelle die Nährlösung verunreinigt wurde. Die Universitätsmedizin habe von Beginn an kooperativ mit den Ermittlungsbehörden zusammengearbeitet, hieß es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft Mainz und des Polizeipräsidiums Mainz.

Zwei schwer kranke Säuglinge waren am Sonnabend auf der Intensivstation gestorben, nachdem sie dort eine mit Bakterien verschmutzte Infusionslösung bekamen. Von neun anderen Kindern, die ebenfalls die verunreinigte Flüssignahrung erhielten, befanden sich fünf am Sonntagabend noch „in einem kritischen Zustand“, teilte die Universitätsmedizin Mainz mit.

Die medizinische Katastrophe löste dort, wo 6500 Menschen arbeiten und 3500 junge Leute studieren, fieberhafte Aktivitäten aus. Die zuständigen Behörden seien „unverzüglich informiert und eingebunden worden“, teilte der Vorstandsvorsitzende Prof. Norbert Pfeiffer mit. „Mit Hochdruck“ werde „innerhalb der gesamten Herstellungskette“ der Infusionen nach der genauen Ursache gesucht.

Fest steht bisher lediglich, dass die Infusionslösungen im Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin mit Bakterien verunreinigt waren. Die Verkeimung dieser Infusionen sei bei der tägliche Überwachung der Produkte durch das Institut für Mikrobiologie und Hygiene festgestellt worden. Die Infusionen kamen aus der Apotheke der Universitätsmedizin Mainz. Dort wurden sie „patientenindividuell“ - also gesondert für jedes Kind – hergestellt. Und zwar aus Komponenten, die von externen Herstellern gekauft wurden.

Beim ersten Verdacht einer möglichen Verkeimung seien alle infrage kommenden Patienten vorsorglich medizinisch behandelt worden, hieß es. Kinder, die „anderweitig portionierte Medikamente erhalten haben“ seien nicht erkrankt. Die Nutzung der verdächtigen Lösungen sei sofort gestoppt, die aktuell verwendeten Infusionen durch Präparate anderer Hersteller ausgetauscht worden. Bis zur Klärung der Lage sollen diese „in einem alternativen Verfahren“ hergestellt werden.

„Unser tiefes Mitgefühl gilt den Eltern und Angehörigen der verstorbenen Kinder“, teilte Pfeiffer mit, bevor er sich noch am Sonntagabend den Fragen der Presse stellte. Auch die rheinland- pfälzische Wissenschaftsministerin Doris Ahnen (SPD) reagierte „mit großer Bestürzung und tiefer Betroffenheit“ auf die Todesfälle. Die genauen Umstände „dieser tragischen Ereignisse“ müssten lückenlos aufgeklärt werden, sagte Ahnen, die Aufsichtsratsvorsitzende der Universitätsmedizin Mainz ist.

Die Universitätsmedizin Mainz, erst im Januar 2009 durch den Zusammenschluss des Universitätsklinikums und des Fachbereichs Medizin der Johannes Gutenberg-Universität entstanden, wurde durch die Bakterien in den Infusionsflaschen schwer getroffen.

Höchste Qualität wollte die neue Universitätsmedizin liefern. Im „Leitbild“ des Klinikums heißt es schließlich: „Wir leisten bestmögliche medizinische und pflegerische Versorgung für die Patientinnen und Patienten, die sich uns anvertrauen.“