In Kalifornien soll Michael Jacksons einstige Neverland-Ranch eine Gedenkstätte werden

Los Angeles. "Neverland State Park", so soll er heißen, der neue Nationalpark in Kalifornien. Neverland, das war viele Jahre die Heimat von Michael Jackson. Ein riesiges Grundstück, nördlich von Santa Barbara gelegen, versteckt im heißen Los Olivos Valley.

Der King of Pop ließ auf dem Gelände mit dem 28 Zimmer großen Tudor-Herrenhaus - er hatte es 1988 für 17 Millionen Dollar erstanden - seine Kindheitsträume wahr werden. Ein Zoo, ein Peter-Pan-Baum, eine Bimmelbahn, ein eigenes Riesenrad - "Neverland hatte all das, was ein Kinderherz begehrt", erinnert sich Brian Oxman, der lange Zeit zum juristischen Beistand des Jackson-Clans zählte.

Bis zum Jahre 2005. Da verwandelte sich der Kindheits- in einen Albtraum. Jackson wurde wegen Kindesmisshandlung angeklagt und nach einem denkwürdigen Prozess freigesprochen. Das Image des exzentrischen Megastars war dennoch für immer beschädigt. Neverland verfiel genauso schnell wie "MJ". Er verließ seine Ranch und bestätigte, "hier nie wieder leben zu können". Jackson tingelte durch die Welt, tauchte in diversen Scheichtümern unter, wurde mehr und mehr zum Geist.

Nun also soll sich eben diese alte Heimat vom "Man in the Mirror", jene Ranch, die sich mittlerweile im Besitz eines privaten Anlegers befindet, in eine "kulturelle Pilgerstätte" verwandeln. Hinter dieser Initiative steht die National Association for the Advancement of Colored People (NAACP), eine der ältesten und einflussreichsten Bürgerrechtsorganisationen der USA, die sich für Afroamerikaner engagiert. Jackson ist für sie eine "Ikone und ein Pionier, der sich für die Belange von schwarzen Amerikanern eingesetzt hat", sagte ein Sprecher der NAACP. Ein Held, so groß wie Elvis oder Marilyn Monroe. Da ist ein Nationalpark für den einstigen König der amerikanischen Popkultur nur gerade recht, oder?

Auch wenn viele Kritiker die Stirn kräuseln, der einflussreiche Abgeordnete Mike Davis, ein Demokrat, hat sich der Sache jetzt angenommen. Noch diesen Monat möchte er den Punkt "Nationalpark Neverland" auf die Tagesordnung in Sacramento setzen. Ob er freilich Zuspruch für dieses Unterfangen vom Gouverneur Arnold Schwarzenegger, 63, erhält, ist fraglich. Das Problem beim "Nationalpark Neverland" liegt darin, dass der Grund und Boden von der Investmentfirma Colony Capital gekauft werden müsste. Und auf dem Preisschild stehen im Moment rund 35 Millionen Dollar. Der Bundesstaat Kalifornien steht finanziell vor dem Ruin und blickt derzeit auf ein Defizit von rund 20 Milliarden Dollar. Nicht gerade der geeignete Zeitpunkt, ein neues Stück Land zu kaufen.

Auch die Luxusvilla, in der Popstar Michael Jackson bis zu seinem Tod im Juni 2009 zur Miete lebte, steht zum Verkauf. Der Besitzer möchte für die Villa in dem Nobelviertel Holmby Hills knapp 29 Millionen Dollar kassieren. 2008 hatte der Eigentümer, Geschäftsmann Hubert Guez, noch zehn Millionen Dollar mehr verlangt. Er fand allerdings keinen Käufer. Jackson zog später als Mieter ein. Das von einer Mauer umgebene Anwesen hat sieben Schlafzimmer und 13 Badezimmer.

Eins ist sicher: Seit Jacksons Tod ist das Interesse an seiner Person noch gestiegen. Plattenverkäufe von "Thriller" oder "This is it" übertreffen noch immer die von vielen aktuellen Popstars. Jacksons Besitz ist heute mehr wert als zu seinen Lebzeiten.

Die "LA Times" vermutet, dass ein Neverland-Nationalpark nur dann wirklich realistisch erscheint, wenn die Rechnung nicht auf den kalifornischen Steuerzahler abgewälzt wird. Wie schreibt ein Blogger so passend: "Der Steuerzahler liebt MJ sicherlich auch heute noch, aber sein Portemonnaie ist ihm dann doch näher als Billy Jean."