Erstes Verbot der “Foltershows“ auf Spaniens Festland beschlossen

Barcelona. Historischer Sieg für Spaniens Tierschützer: Das Parlament von Katalonien hat gestern die Abschaffung des Stierkampfes in der wirtschaftsstärksten Region des Landes beschlossen. 68 Abgeordnete in Barcelona stimmten für das Verbot, 55 dagegen. Zudem gab es neun Enthaltungen.

Katalonien (7,4 Millionen Einwohner) ist damit die erste Region auf dem spanischen Festland, die mit der jahrhundertealten Tradition bricht. Auf den Kanarischen Inseln sind die "Corridas" schon seit 1991 verboten. Der Abstimmung war eine Initiative der Tierschutzgruppe Prou! (Es reicht!) vorausgegangen, die 180 000 Unterschriften für ein Verbot eingereicht hatte.

Das Stierkampfverbot gilt ab 1. Januar 2012 in dem nordostspanischen Gebiet um Barcelona. Dafür soll das katalanische Tierschutzgesetz geändert werden, das die Tötung und Misshandlung von Tieren bei Veranstaltungen verbietet, bislang aber Stiere ausdrücklich von dem Verbot ausnahm. Da der Stierkampf mit rund 40 000 Arbeitsplätzen und Milliardengewinnen aber auch ein wichtiger Wirtschaftssektor ist, gab es rings um die Abstimmung hitzige Debatten. Die Befürworter betonten zudem die kulturelle Tradition der Kämpfe, die Gegner verwiesen auf die Brutalität der Veranstaltungen und die Missachtung der Tierrechte.

Francesco Pane von den katalanischen Grünen bezeichnete die Stierkämpfe, bei denen jedes Jahr bis zu 40 000 Stiere in den Arenen oder auf Dorffesten getötet werden, als "Foltershows". Der Chef der Regionalregierung, José Montilla, sagte hingegen, er habe das Verbot abgelehnt, weil er "an die Freiheit glaubt".

Erleichtert reagierte der Deutsche Tierschutzbund auf das Verbot und appellierte an alle Spanien-Urlauber, die als Kulturerbe getarnte Tierquälerei zu boykottieren: "Wer Stierkämpfe als traditionelles Ereignis feiert, verschließt die Augen vor Tierleid und dem grausamen Umgang mit den Tieren", sagte der Vorsitzende Wolfgang Apel. Auch für Johanna Stadler von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten ist es ein "wunderbarer Teilerfolg": "Der Beschluss bestätigt nicht nur uns Tierschützer in unserem Bestreben, sondern bildet auch die Überzeugungen der dortigen Bevölkerung ab."