Mimikforscher erklären, woran wir wahre Gefühle und Imponiergehabe bei Männern erkennen können. Und warum Frauen Zähne zeigen

Duisburg. Menschen lächeln, wenn sie sich freuen, verziehen das Gesicht, wenn ihnen etwas nicht passt, oder runzeln die Stirn: Die Mimik spielt bei jedem Gespräch eine entscheidende Rolle, sie drückt Gefühle aus und wirkt auf andere. Bei der 13. Internationalen Tagung zur Mimikforschung in Duisburg (Nordrhein-Westfalen) sprechen 60 Wissenschaftler bis Mittwoch darüber, woran wir echte Gefühle erkennen und warum wir emotionale Beziehungen zu Roboterhasen aufbauen.

"Orbicularis oculi" ist das lateinische Zauberwort, um ein echtes Lächeln von einem unechten zu unterscheiden. "Der Begriff bezeichnet den Ringmuskel um die Augen, der immer dann zum Einsatz kommt, wenn wir tatsächlich lächeln", erklärt Nicole Krämer, Professorin für Sozialpsychologie an der Universität Duisburg-Essen. Dann zeigen sich die bekannten Krähenfüßchen. Da sich die Muskeln um die Augen nur schwer kontrollieren lassen, verrät gerade das Fehlen der Fältchen falsches Lächeln. Aber auch am Tempo, in dem die Mundwinkel nach oben schnellen, erkenne man, ob jemand wirklich freundlich ist.

"Führungskräfte lächeln prinzipiell weniger. Je höher der Status, desto weniger wird gelächelt", sagt die Wissenschaftlerin. So hat die Forschung herausgefunden, dass Männer im Beruf viel weniger lachen als Frauen. "Wenn Frauen lächeln, gilt das als normal. Lächeln sie nicht, gilt es gleich als unfreundlich."

Gerade Frauen in Führungspositionen hänge häufig der Ruf der "Unfreundlichen" nach, wenn sie sich an männliches Verhalten angleichen würden. "Männer dagegen können durch ein Lächeln nur gewinnen." So erkläre sie sich auch, dass über Angela Merkels, 56, herunterhängende Mundwinkel geredet wird, "aber bei (Ex-Außenminister) Frank-Walter Steinmeier, 54, vermutlich niemand darüber gesprochen hätte". Mimikforscher wollen zudem Ähnlichkeiten zwischen dem Lächeln einer Frau und dem von Affen entdeckt haben. Das meist offene Lächeln einer Frau sei vergleichbar mit dem Verhalten von Primaten im Tierreich. "Wenn Affen einem Gegner gegenüber unterwürfig sind, zeigen sie die Zähne", sagt Krämer. Frauen würden dies auch tun, wenn sie sich ihrem Gegenüber nicht dominant fühlten. Mit diesem Verhalten versuchten sie zu beschwichtigen.

Auch das Paarungsverhalten lässt interessante Aufschlüsse zu: Männer, die sich von einer attraktiven Frau beobachtet fühlen, setzen ihre Gesichtsmimik ein, um sich möglichst vorteilhaft zu präsentieren - ein unbewusstes Pfauengehabe.

"Als Forscher nutzt man heutzutage Computeranimationen, um die Mimik nachzubilden", sagt Krämer. Während früher die Analyse einer einzigen Gesichtsregung einen ganzen Tag dauerte, kann der Computer heutzutage dabei helfen, menschliche Gefühlsregungen schneller zu erforschen. "Wie bei einem Computerspiel haben wir dann das Gesicht einer Lara Croft, mit der wir für die Forschung einen Gesichtsausdruck herstellen können." Gleichzeitig werden Roboter immer mehr in der Mimikforschung eingesetzt - zum Beispiel in Form von niedlichen Hasen. Versuchspersonen verbrachten eine Woche lang mit dem Roboterhasen "Nabaztag" und reagierten erstaunlich: "Wir können gar nicht anders. Auch wenn die Roboterhasen nur die Ohren bewegen und ein wenig Musik machen können, reagiert der Mensch wie in einer normalen Interaktion mit einem Menschen", sagt Krämer.

Pionierarbeit auf dem Gebiet der nonverbalen Kommunikation leistete der US-Psychologe Prof. Paul Ekman. Er hat seit den 70er-Jahren einen Katalog von rund 3000 Gesichtsausdrücken erstellt. Ekman fand heraus, dass sich grundlegende Züge in allen Kulturen meist auch die gleiche Bedeutung haben. So wird das Runzeln der Stirn überall als Ausdruck von Sorge oder Angst verstanden, das Rümpfen der Nase als Ekel. Der Forscher hat außerdem ein Codier-System entwickelt, mit dem die Kameras in US-Flughäfen bestimmte Gesichtsausdrücke identifizieren können. Er arbeitet heute als Lügenexperte für das FBI und die CIA.