Nach Abdichten des Lecks kurze Atempause im Golf von Mexiko

New Orleans. "Das ist großartig. Eine Menge Gebete sind heute erhört worden", sagte Bob Riley, Gouverneur des Staates Alabama, als er wie Millionen weiterer Menschen am Golf von Mexiko sah, wie auf den Live-Videos vom defekten Bohrloch erstmals die braune Wolke verschwand, die seit Beginn des Unglücks am 20. April ständig zu sehen war. "Endlich!", freute sich auch Touristin Renee Brown am Strand von Pensacola in Florida. "Offen gesagt bin ich aber erstaunt, dass die nicht früher etwas unternehmen konnten", fasste sie die Gefühle vieler Amerikaner zusammen, als es dem britischen Ölkonzern BP nach vielen vergeblichen Versuchen am Donnerstagabend gelungen war, das Bohrloch in 1500 Meter Tiefe abzudichten. Es ist der erste echte Durchbruch im Kampf gegen die schwerste Ölpest der US-Geschichte.

Bei Tests soll geklärt werden, ob das Steigrohr Lecks hat

Zwar gelang es den Ingenieuren, mithilfe von ferngesteuerten Robotern alle drei Ventile eines meterhohen Auffangzylinders zu schließen. Seit dem Untergang der Bohrinsel "Deepwater Horizon" flossen Tag für Tag bis zu 8200 Tonnen Rohöl ins Meer. Doch BP-Topmanager Doug Suttles betont: "Wir sind noch längst nicht an der Ziellinie." Von einem endgültigen Sieg gegen die Plage könne keine Rede sein. Zunächst bleibe die Abdichtung lediglich zu Testzwecken geschlossen. Diese Prüfung könne bis zu 48 Stunden oder gar länger dauern - sie ist entscheidend für das weitere Vorgehen. "Wir befinden uns erst am Anfang", sagt Wells.

Bei den Tests soll geklärt werden, ob das fast vier Kilometer lange Steigrohr im Meeresgrund Lecks hat. Alle sechs Stunden wollen die Experten den Druck messen. Je länger die Messungen dauern, desto besser - denn das würde heißen, die Quelle hält dem Druck stand. "Niedriger Druck bedeutet schlechte Nachrichten" heißt es. Nach Ansicht von Prof. Kurt Reinicke von der TU Clausthal-Zellerfeld ist das Verfahren von der technischen Seite der richtige Weg. "Aber die Glocke allein ist keine Dauerlösung." Es gehe darum, dass der Druck durch das aus dem Bohrloch herausschießende Öl nicht nachlässt.

Auch am Freitag zeigten die Live-Videos eines nicht mehr: die fürchterliche, rostbraune Ölfontäne. Stattdessen herrliche Ruhe in 1500 Meter Meerestiefe. Trügerische Ruhe?