Der Modezirkus dieses Sommers endet in Rom. Die Trends der Schauen spiegeln das jeweilige Lebensgefühl der Metropolen.

Paris. Schrill und schräg wie in Berlin oder glamourös und glitzernd wie in Paris? Was sind die internationalen Modetrends der kommenden Saison? Von Berlin über São Paulo und London führte die modische Reise, die Alta Moda in Rom war jetzt die letzte Station. In einigen Städten wie in Berlin und São Paulo stand bei den Schauen schon der Sommer 2011 im Mittelpunkt, in anderen Städten wie Paris war bei der Haute Couture noch der Winter 2010/2011 angesagt. Jede Stadt hat nicht nur ihre Trends, sondern auch einen typischen Modestil. Er spiegelt das Lebensgefühl der jeweiligen Metropole wider.

Berlin gilt als fantasievolle und verrückte Stadt. Die Mode, die in der Hauptstadt vorgestellt wurde, erinnerte an die deutsche Gründlichkeit. Die Berliner lieben Patrick Mohr mit seinen extravaganten, edlen Modenschauen, die immer einen künstlerischen Anspruch haben. Der Stil der 50er-Jahre ist im Trend. Wenn Eleganz angesagt ist, dann besonders lässig wie bei den Labels Kilian Kerner, Kaviar Gauche und Lala Berlin in Pastellfarben und im Retrostil.

Paris ist bekannt für Megaschauen der großen Egos, der Supermodels und der auffallenden Kollektionen. Doch Paris will auch immer anmutig sein, um seinen Frauen, die überall auf der Welt bewundert werden, die Ehre zu erweisen. Silber, Gold und viele leuchtende Farben sorgen für den typischen Pariser Glamour. Bei Dior gab es zarte Blumenfrauen, Kleider mit Tulpenformen, Orchideen und Nelken. Rüschen sind ein Muss. Karl Lagerfeld hatte für den Showeffekt eine riesige goldene Löwenstatue auf seinem Laufsteg, die Kleider schimmerten in Silber und Gold.

São Paulo, Brasiliens Modemetropole, ist wie das Land und die Kleider: heißblütig. Viel nackte Haut war zu sehen, braun gebrannte Schönheiten liefen in winzigen Bikinis über den Laufsteg und ein Model war unter der durchsichtigen Plastikfolie sogar ganz nackt. Es herrschte Copacabana-Feeling, und wenn man Beachwear ausnahmsweise mal nicht anziehen kann, sind spärliche Kleidungsstücke wie Miniroben angesagt. Der Trend der Modewoche lautete ganz eindeutig: Weniger ist mehr. Auch Paradiesvögel, Fransen, Netz und Häkeltops sind im Kommen.

Mailand ist neben Paris die Stadt der großen Namen, von Prada über Gucci bis zu Fendi. Glamourös wie in Paris ist die Mode, aber noch erotischer mit Overknees, Leopardenprints, Lingerietops, Lack- und Lederkleidern und transparenten Roben. Mailand ist aber nicht nur weiblich, oft werden Sexappeal und Strenge gemischt - transparente Roben und taillierte Blazer. Das katholische Italien ist eben noch immer sehr konservativ. Schrill ist selten.

New York ist in Sachen Mode zum einen kommerziell, zum anderen üppig. Die Schauen sind immer voller Hollywoodstars. Vor allem Glitter und Glamour waren zu sehen, den Schauspielern in der Stadt angemessen. Die Mode ist aber auch sehr tragbar: Hemdkleider, enge Roben mit breiten Gürteln und Cocktailkleider im Trend der 40er-Jahre sind für den Abend im Kommen, tagsüber ist Retrolook mit Karos gefragt. Bequem sind die neuen XXL-Jacken in warmen Erdtönen.

London ist die verrückteste Stadt von allen, kreativ und exzentrisch - so exzentrisch, wie man sich einen englischen Lord vorstellt. In kaum einem Land werden so auffällige Outfits getragen wie in England, die Schauen wie von Vivienne Westwood spiegeln diese Tendenz wider. Karos mit Pailletten heißt einer der Trends für den kommenden Winter, ein Mix aus Mustern und leuchtenden Farben dominiert. Traditionelle Schnitte und Muster werden verfremdet, folkloristische Kleider mit Leder, Spitze und Blumenstickerei werden mit militärischen Elementen gemischt.

Rom erinnert mit seiner Mode an ein Museum oder Theater. Die Kleider sind dramatisch und romantisch, so wie die alte Stadt selbst. Italienisch verspielt sind viele Designs, die Farben Weiß, Schwarz, Rot und Olivgrün sind Trend. Rot wirkt besonders theatralisch. Dazu kommen Rüschen und Blumen, allerdings weniger opulent als in Paris.