Washington. Seit gestern, 20.20 Uhr MEZ, "fließt kein Öl mehr in den Golf von Mexiko". Erleichtert verkündete BP-Vizepräsident Kent Wells den ersten entscheidenden Durchbruch im Kampf gegen die schlimmste Ölpest der US-Geschichte. Erstmals seit drei Monaten konnte das Bohrloch in 1500 Meter Tiefe abgedichtet werden, indem es Experten des britischen Mineraölkonzerns gelang, mit einem ferngesteuerten Roboterarm alle Ventile eines Auffangzylinders zu schließen.

Das Ölleck vor der US-Küste sei damit zumindest vorübergehend geschlossen, sagte Wells. Allerdings warnte er zugleich vor überzogenen Erwartungen. Zunächst bleibe das Leck in 1500 Meter Tiefe lediglich zu Testzwecken geschlossen. Diese Tests würden zwischen sechs und 48 Stunden dauern.

Am 20. April war die Ölplattform "Deepwater Horizon" explodiert und wenig später gesunken. Bisher verschmutzen Tag für Tag bis zu 8200 Tonnen Rohöl das Meer, weite Teile der US-Golfküste sind verseucht. Bei den Tests soll geklärt werden, ob das Steigrohr in der Tiefe bei einer Schließung des Lecks dem Druck standhält oder ob es Lecks gibt. Alle sechs Stunden wollen die Experten den Druck messen, heißt es. Doch selbst wenn der erneute Anlauf gelingt, wäre es nur eine vorübergehende Lösung. Vollständig verschließen sollen die Quelle Entlastungsbohrungen mehrere Kilometer unter dem Meeresboden. Damit werde aber "frühestens Ende Juli oder Anfang August gerechnet", sagte Wells.

BP hat wegen der Kosten für die Beseitigung der Schäden etwa die Hälfte seines Börsenwerts verloren. Bisher musste der Konzern rund 200 Millionen Dollar an die US-Regierung für die Aufräumarbeiten überweisen. Die in New York notierte BP-Aktie sprang gestern nach der Erfolgsmeldung aus dem Golf von Mexiko um 7,6 Prozent in die Höhe.