Schnellzug erfasst bei Barcelona eine Gruppe Jugendlicher. 13 Tote

Barcelona. Sie wollten nicht den langen Weg zur Unterführung nehmen. Der kurze Weg über einen Steg war wegen Bauarbeiten gesperrt. Deshalb gingen sie direkt über die Gleise. Für 13 Menschen war es der Weg in den Tod. Ein Schnellzug erfasste die Gruppe im nordostspanischen Bahnhof Castelldefels Playa, unweit von Barcelona.

Wie in jedem Jahr werden auch an diesem Mittwochabend am Strand des Ortes Johannisfeuer entzündet und Sardinen gebraten. Vor allem bei den jungen Leuten ist diese Party sehr beliebt. Viele kommen mit dem Regionalzug. Augenzeugen berichten später, rund 30 Personen hätten den direkten Weg über die Gleise genommen. Sie werden in Sekundenbruchteilen von dem Schnellzug erfasst, der nicht in Castelldefels halten muss. Der "Euromed Alaris" fährt 139 km/h, wie die Polizei später feststellt. Bei dieser Geschwindigkeit beträgt der Bremsweg einen Kilometer.

"Der Aufprall war unvermeidbar", sagt der 46 Jahre alte Lokführer Stunden nach dem Drama in der ersten Vernehmung. Er erleidet einen schweren Schock. Der Mann brauchte etwa vier Sekunden, bis er überhaupt reagieren konnte. Er gab mehrmals ein Hupsignal. 800 Meter hinter dem Unglücksort kommt der Zug erst zum Stehen. Macelo Cardona beschreibt die Ereignisse als Inferno. Die jungen Leute seien "in einer Welle" über die Gleise gegangen. Er habe auf dem Bahnsteig gewartet. "Die Euphorie im Zug vorher schlug sofort in Schmerzensschreie um. Die Leute schrien 'meine Tochter, meine Schwester'", sagt Cardona. Er habe "verstümmelte Menschen gesehen, überall Blut, Blut auf dem Bahnsteig".

Cardonas Schwester Candy sagt, sie höre immer noch den schrillen Klang des Signalhorns, mit dem der Lokführer des Schnellzugs die Menge warnen wollte. "Es war furchtbar, ich kann diesen Ton nicht aus meinem Kopf bekommen." Felipe Elmaji, ein Marokkaner, sagt, er habe dumpfe Schläge gehört, als Menschen von dem Zug erfasst wurden. "Der Zusammenstoß war brutal, ein Geräusch wie beim Aufeinanderprallen von Steinen, aber es waren Menschen", schildert der Supermarktbesitzer des Ortes die schrecklichen Sekunden.

Bis auf eine 45-jährige Frau sind alle 13 Opfer im Alter zwischen 17 und 26 Jahren. Zunächst war von zwölf Toten die Rede. Doch die Analyse der Leichenteile habe ergeben, dass ein Todesopfer mehr zu beklagen sei, teilte die katalanische Justizministerin Montserrat Tura gestern am späten Abend mit. Acht der ums Leben gekommenen Jugendlichen seien inzwischen identifiziert worden. Es handele sich um sieben Männer und eine Frau. 14 junge Leute wurden verletzt, drei von ihnen schweben noch in Lebensgefahr.

Die Strandparty gehörte zu den Feiern der "Noche de San Juan", einer Sonnenwendfeier zum Johannistag. "Gestern Nacht hat die Noche de San Juan, normalerweise eine Nacht des Feierns in Katalonien, eine tragische Wende genommen", sagte der katalonische Regionalpräsident José Montilla bei einem Besuch des Unglücksbahnhofs. Er rief einen Tag der Trauer aus; die Flaggen wurden auf halbmast gesetzt.

Unfassbar: Während auf dem Bahnhof Retter Verletzte versorgten, Beamte Spuren sicherten, Leichenwagen die Toten fortbrachten und Menschen weinten, wurde am Strand fröhlich gefeiert. An den Lagerfeuern saßen Hunderte ungeachtet der Tragödie und erwarteten den Sonnenaufgang.