Er ist ein Superheld und geht im Film für seine Tante Bio-Eier einkaufen. Andrew Garfield ist Hollywoods neuer Spider-Man. Eine Fortsetzung ist möglich.

Berlin. In der Hotel-Lounge dreht sich noch niemand nach ihm um. Andrew Garfield (28) – Turnschuhe, Blouson, braune Wuschelfrisur – sieht aus wie ein etwas schlaksiger Student. Und nicht wie Hollywoods neuer Superheld, einer, von dem Großes erwartet wird. Sein Vorgänger Tobey Maguire war als Comiclegende „Spider-Man“ sehr überzeugend. Die Latte an der Kinokasse liegt hoch. Im Neustart der Saga, „The Amazing Spider-Man“, die an diesem Donnerstag in die Kinos kommt, spielt Garfield den Schüler Peter Parker, einen Außenseiter. Der wird nach einem Spinnenbiss zum Retter New Yorks, kann die Wände hochkrabbeln und sich an Spinnenfäden durch die Hochhaus-Schluchten schwingen.

Garfield übte Basketball, Kampfsport, Trampolin und Stunts. Ein halbes Jahr lang musste er sich von einem Personal Trainer für die Rolle schleifen lassen – sechsmal die Woche. „Ich mochte es, dafür bezahlt zu werden, ins Fitness-Studio zu gehen. Sehr coole Sache!“ Es gibt ein Bild, das Garfield als Dreijährigen als Spider-Man zeigt - sein erstes Halloweenkostüm. Hollywood liebt solche Geschichten. Natürlich schickten Garfields Agenten das Foto an das Filmstudio.

Eine PR-trächtige Anekdote – aber Garfields Leidenschaft für Spider-Man, der seit 50 Jahren durch das Comic-Universum krabbelt, wirkt nicht gespielt. Der Superheld ist für ihn ein Symbol für Hoffnung und Menschlichkeit. „Er setzt sich für Außenseiter ein und kämpft für die Schutzlosen“. Das sei doch ein schönes Vorbild für Kinder. Mit seiner Leinwandpartnerin Emma Stone, im Film Spider-Mans Freundin, ist er auch privat liiert. Ein ähnliches Tuschelthema wie bei den „Twilight“-Stars Robert Pattinson und Kristen Stewart.

Andrew Russell Garfield, der in Los Angeles geboren wurde, wuchs in der englischen Grafschaft Surrey auf – in der Mittelschicht, wie er sagt. In London ging er auf die Schauspielschule. Kinogänger kennen Garfield aus Robert Redfords „Von Löwen und Lämmern“ und David Finchers „The Social Network“. Am Broadway in New York spielte er gerade in Arthur Millers Klassiker „Tod eines Handlungsreisenden“ den Sohn Biff an der Seite von Philip Seymour Hoffman. Eine „beklemmende Leistung, sehr fein austariert“, fand die „New York Times“.

Auch als moderner Spider-Man, der zwar durchtrainiert ist, aber keine absurden Muskelberge hat, ist Garfield wirklich gut. Ein Actionheld, der etwas linkisch ist und für seine Tante Bio-Eier einkaufen geht. Fans dürfen auf eine Fortsetzung hoffen. Allerdings darf der Superheld dann im Film, der 2014 laufen soll, kein Schüler mehr sein. Garfield weiß: Sein Debüt als Spinnenmann war wohl das letzte Mal, dass er einen Teenager spielen konnte.