Eine Großmutter soll ihre zweijährige Enkelin mit einem Messer umgebracht haben – davon gehen die Ermittler aus. Die 55-jährige Frau leugnet.

Herrstein/Trier. Familiendrama in einem Hunsrück-Dorf: Die eigene Oma soll ihre zweijährige Enkelin in Rheinland-Pfalz mit einem Messer umgebracht haben – jetzt sitzt sie in Untersuchungshaft. Das Kind sei an massiven Schnittverletzungen am Hals gestorben, teilten Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach und Polizei Trier am Montag mit. Die 55 Jahre alte Großmutter bestreitet die Tat. Nach Angaben der Ermittler besteht gegen sie jedoch weiter dringender Tatverdacht. Das Amtsgericht Bad Kreuznach erließ Haftbefehl wegen des Verdachts auf Totschlag.

Die Frau habe Angaben gemacht, die nicht mit dem übereinstimmten, was die Ermittler am Tatort in Niederwörresbach im Hunsrück vorgefunden hätten, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Michael Brandt. Die Großmutter des Mädchens sei betrunken gewesen – ob schon vor der Tat oder erst danach, sei wie das Motiv und der genaue Tatablauf weiter unklar. Bisher sei die Tat nicht nachvollziehbar, sagte der Oberstaatsanwalt.

Die Eltern hatten die Zweijährige und ihre fünfjährige Schwester vorübergehend bei den Großeltern gelassen. Der Opa hatte seine Enkelin in der Nacht zum Sonntag schwer verletzt in der Wohnung gefunden und die Polizei alarmiert. Jede Hilfe für das kleine Kind kam aber zu spät. Der Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen. Der Leichnam des Mädchens war am Sonntag in Mainz rechtsmedizinisch untersucht worden. Zu der fünfjährigen Schwester machten die Behörden keine weiteren Angaben.

Die Vorsitzende der Deutschen Vereinigung für Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfen, Theresia Höynck, hält es für äußerst selten, dass Großeltern ihre kleinen Enkel töten. „Das ist völlig atypisch“, sagte die Professorin der Nachrichtenagentur dpa. Sie kenne höchstens Fälle, in denen Großeltern indirekt in tödliche Verbrechen an Kindern verwickelt gewesen seien – etwa durch unterlassene Hilfe.

In dem Ort der Bluttat, dem kleinen Edelstein-Ort Niederwörresbach mit knapp 1000 Einwohnern, herrscht Entsetzen. Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Herrstein, Uwe Weber, sagte der Nachrichtenagentur dpa: „Es ist so, dass sicherlich alle geschockt sind, welches Drama sich hier abgespielt hat.“ In Niederwörresbach war am Wochenende wegen der Gewalttat ein Fest abgesagt worden. Der Bürgermeister strich am Montag auch seinen Besuch eines Festes in Idar-Oberstein. „Da sitzt der Schock zu tief. Wir können nicht von einem auf den anderen Tag zum Feiern übergehen.“ Oberstaatsanwalt Brandt sprach von einem „furchtbaren Verbrechen“, von dem der ganze Familienverbund betroffen sei.