Ein Paarforscher erklärt, woran viele scheitern - und warum andere wie Graf/Agassi es schaffen, die seit mehr als zehn Jahren verheiratet sind.

Hamburg. Was können Steffi Graf und Andre Agassi besser als Vanessa Paradis und Johnny Depp? Warum scheiterte die Ehe von Stefanie Hertel und Stefan Mross?

Es ist kein Zufall, dass viele Beziehungen zwischen Schauspielern, Sängern und Sportlern zerbrechen. "Die Bereitschaft, an einer Beziehung zu arbeiten, wenn es schwierig wird, ist bei Prominenten sicherlich geringer", sagt der Hamburger Paartherapeut Jörg Wesner. Viele Promis neigen dazu, die Fehler beim Partner zu suchen. "Je bekannter man ist, umso mehr gibt es ein mehr oder minder bewusstes Gefühl der Unfehlbarkeit."

Nach 14 Jahren Beziehung kam diese Woche das Aus für das Hollywood-Vorzeigepaar Paradis/Depp. Warum sich die französische Sängerin ("Joe le Taxi") und der US-Schauspieler ("Fluch der Karibik") getrennt haben, sagte ihr Sprecher nicht. Das US-Magazin "People" berichtet jedoch, beide hätten sich mehr und mehr entfremdet. Er dreht einen Film nach dem anderen, sie passt daheim auf die Kinder auf. Er ist mit 49 Jahren auf dem Höhepunkt seiner Karriere, ihre letzte Platte wurde 2009 veröffentlicht. "Wenn einer viel mehr Erfolg hat, kann das am Ego des anderen kratzen und die Beziehung belasten", sagt Wesner.

Die Volksmusik-Stars Stefanie Hertel, 32, und Stefan Mross, 36, trennten sich im Herbst vergangenen Jahres. Beide schienen auf der Bühne und im Privatleben unzertrennlich. Nach mehr als 16 Jahren Beziehung und fünf Jahren Ehe sowie vielen gemeinsamen Auftritten hätten sie und ihr Mann sich schlichtweg auseinandergelebt, sagte Hertel, die jetzt einen eigenen beruflichen Weg eingeschlagen hat und neue Seiten an sich entdeckt. Sie wollte sich nicht mehr nur in die Volksmusikschublade stecken lassen und zeigte ihre erotische Seite bei der RTL-Show "Let's Dance".

Der Depp und die Paradis - was wird jetzt aus den Kindern?

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Dass Prominentsein kein Grund für das Scheitern einer Ehe sein muss, beweisen Andre Agassi, 42, und Steffi Graf, 43. Die Tennis-Legenden sind seit mehr als zehn Jahren verheiratet und haben nach ihrer sportlichen Karriere gemeinsam einen neuen Lebensbereich für sich erschlossen: Sie helfen mit ihrer Stiftung "College Preparatory Academy" benachteiligten Kindern und sammeln auf Wohltätigkeitveranstaltungen fleißig Spenden - oder spielen Tennis für den guten Zweck. "Es ist gut für die Beziehung, dass beide auf ihre Erfahrungen als Tennisprofis zurückgreifen können", sagt Wesner. Als aktive Spieler waren sie noch kein Paar. Die Beziehung der Deutschen und des Amerikaners begann erst nach dem Ende von Grafs sportlicher Laufbahn. "Dadurch entfallen der Neidfaktor und der Stress durch Turniere."

Dass eine Trennung nicht unbedingt das endgültige Aus sein muss, zeigen Prinz William, 30, und Kate, 30. Seit April 2011 sind die beiden verheiratet. Dabei hatten sie sich im April 2007 nach mehreren Jahren Beziehung zunächst getrennt. Für Paartherapeut Wesner ist das eine mögliche Erklärung für ihr momentanes Glück. "Bei einer Trennung kommt alles, was man sonst unter den Teppich kehrt, mal auf den Tisch. Das ist die Chance einer Krise."

Doch was ist das Erfolgsrezept in Beziehungen, in denen nur einer prominent ist, wie zum Beispiel bei Angela Merkel, 57, und dem fünf Jahre älteren Joachim Sauer? "Wenn sich der nicht prominente Partner etwas Eigenes schafft und nicht erwartet, genauso in der Öffentlichkeit zu stehen wie der andere, dann ist das ein Grundstein für eine funktionierende Partnerschaft." Bei der Bundeskanzlerin und dem Physikprofessor scheint es zu gelingen.

Vielleicht haben auch Paradis und Depp noch eine gemeinsame Zukunft. Schließlich betonen sie immer wieder den hohen Wert des Familienlebens. "Bei den beiden würde ich denken, dass die Trennung auch etwas Heilsames haben kann."