Das Drama um die 113 verunglückten Welpen bei Schifferstadt ist ein Fall unter vielen. Welpen im Internet zu verkaufen ist Millionengeschäft.

Ludwigshafen. Sie haben einen Tiertransport und einen Unfall überstanden, dann wurden sie schwer krank. Inzwischen haben die meisten der 113 Anfang März bei Schifferstadt verunglückten Welpen das Schlimmste überstanden: Auf sie wartet ein neues Zuhause irgendwo im Rhein-Pfalz-Kreis oder der weiteren Umgebung. Für Tierschützer ist der Fall allerdings einer unter vielen. „Das ist ein Millionengeschäft und eine unglaubliche Tierquälerei“, sagt Birgitt Thiesmann von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten.

Vor allem kleine Rassehunde aus Osteuropa, die im Internet, auf Märkten im Ausland oder in Inseraten günstig angeboten würden, kämen häufig unter qualvollen Bedingungen zur Welt, sagt Thiesmann. Sie würden ihren Müttern zu früh weggenommen, seien deshalb später oft verhaltensauffällig. Auch um den Impfschutz kümmerten sich Verkäufer und Händler nicht richtig, die Papiere seien häufig gefälscht. „Alle diese Hunde sind krank“, sagt die Tierschützerin. Erst Anfang Februar hatte die Polizei in Nürnberg 92 teils verwahrloste Welpen aus einem Lastwagen geholt.

Auch die erst wenige Wochen alten Welpen aus dem Schifferstadter Unfall mussten ums Überleben kämpfen. Die kleinen Rassehunde waren mit teils ansteckenden Keimen infiziert, weshalb die vier Tierheime, die sie aufgenommen haben, wochenlang für Besucher geschlossen werden mussten. „Sie waren nicht richtig geimpft“, sagt Kreisveterinärin Beate Engelhardt. Einige der Tiere hätten an bakteriellen Infektionen gelitten, einige an Viruserkrankungen. Jedes fünfte Hundebaby musste deshalb sogar eingeschläfert werden.

Auch Engelhardt warnt davor, Tiere vermeintlicher Mode-Rassen im Internet zu bestellen. Tierheime oder Züchter im Inland mit der Möglichkeit, sich vorher vor Ort zu informieren, seien die bessere Adresse für Menschen, die sich Haustiere zulegen wollten.

+++Lkw verunglückt mit 113 Hundewelpen+++

Der Schifferstadter Fall hat auch die Staatsanwaltschaft auf den Plan gerufen, die wegen eines möglichen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz ermittelt. Der Transport selbst war zwar legal, doch die Käfige möglicherweise viel zu klein, dazu kämen Fragen zu den Papieren der Welpen, wie die Behörde in Frankenthal mitteilte.

Der Rhein-Pfalz-Kreis, der die Tiere zunächst in Obhut genommen und sie dann den Tierheimen übergeben hat, sieht sich unterdessen Schadenersatzforderungen des vorherigen Besitzers gegenüber, ein Händler aus der Slowakei. Dieser habe die Hunde erst freigegeben und wolle jetzt doch Geld sehen, hieß es vom Kreis. Bestimmt waren die Welpen für einen Empfänger in Nordrhein-Westfalen und mehrere in Belgien.

Doch nun werden die kleinen Huskys, Retriever, Chow Chows, Möpse und Cocker-Spaniels bald in der Pfalz ein neues Zuhause finden. Ein Sturm von Anfragen hatte die Tierheime nach dem Unfall erreicht, die ersten Hunde wurden inzwischen schon vermittelt. ((dpa/lrs/abendblatt.de)