Betrügereien mit Kreditkarten sind weit verbreitet - und auch Prominente sind davor nicht sicher. Jetzt erwischte es den reichen Paul Allen.

New York. Microsoft-Mitgründer Paul Allen - mit einem geschätzten Vermögen von gut 14 Milliarden Dollar einer der reichsten Menschen der Welt - ist Opfer eines Kreditkarten-Betrugs geworden. US-Ermittler werfen einem 28 Jahre alten Deserteur vor, sich ein Duplikat der Kreditkarte von Allen erschlichen zu haben. Der mutmaßliche Täter war dabei laut am Dienstag freigegebenen Gerichtsunterlagen mit einer sehr einfachen Masche erfolgreich - hinterließ allerdings auch eine breite Spur, die es Ermittlern fast unmöglich machte, ihn zu verfehlen. Der Bundespolizei FBI zufolge gab er sich zunächst Anfang Januar am Telefon für Allen aus, um die Adresse bei der Hausbank auf seine eigene zu ändern.

Wenige Tage später rief er noch einmal an und erklärte, er habe seine Kreditkarte verlegt und hätte gern eine neue. Die wurde dann auch tatsächlich versendet - an den Wohnort des mutmaßlichen Täters in Pittsburgh statt zu Paul Allen nach Seattle. Wie der Mann in den beiden Telefonaten durch alle Sicherheitsabfragen kam, geht aus den Unterlagen nicht hervor. Den Empfang der Karte quittierte er praktischerweise für die Ermittler mit seinem eigenen Namen.

Gleich mit der ersten Zahlung hinterließ der Mann dem FBI zufolge eine weitere Spur: Er überwies knapp 660 Dollar als Zahlung für seinen Kredit bei der US-Armeebank. Es sollte auch die letzte Abbuchung bleiben: Der Versuch, 15.000 Dollar über den Finanzdienst Western Union zu überweisen, schlug fehl. Auch zwei Anläufe, die Karte bei Einkäufen einzusetzen, blieben erfolglos. Dafür wurde der Mann in beiden Läden von Überwachungskameras gefilmt.

Die Armee suchte den Mann bereits seit Juni 2010 als Deserteur. Offenbar nicht besonders gründlich: Er wohnte immer noch unter der Adresse, die in seiner Personalakte angegeben war. Kreditkarten-Betrug kann in den USA mit bis zu 30 Jahren Haft und einer Geldstrafe von maximal einer Million Dollar geahndet werden.

Paul Allen hatte 1975 zusammen mit seinem Freund Bill Gates Microsoft gegründet. 1983 schied er aus dem Software-Unternehmen aus, nachdem bei ihm ein bösartiger Tumor des Lymphsystems diagnostiziert wurde, der später erfolgreich behandelt werden konnte. Dem 59-Jährigen gehören die US-Profisportteams Portland Trail Blazers (Basketball) und Seattle Seahawks (Football). Außerdem ist er als Investor in dem Unternehmen Interval Licensing aktiv, das die Nutzung von Patenten lizenziert.