Sie kochen, waschen, betreuen Kinder und stellen den Job hinten an. Auch ein Hamburger ist unter den Ausgezeichneten

Hamburg/Berlin. Marc Steinmetz, 37, aus Bad Bergzabern in Rheinland-Pfalz ist unverheiratet, berufstätig und alleinerziehender Vater einer Dreijährigen. Arne Gericke, 47, aus Tessin bei Rostock hat sieben Kinder, eine Ehefrau und einen Job als Trauerredner. Eines sind sie beide: "Spitzenväter 2012". Seit 2006 wird dieser mit jeweils 5000 Euro dotierte Titel der Mestermacher-Stiftung vom Bundesfamilienministerium an Männer vergeben, die ein "partnerschaftliches Ehe- und Familienmodell" vorleben. Schirmherrin ist Familienministerin Kristina Schröder (CDU). Der Sonderpreis, dotiert mit 2500 Euro, ging an den Hamburger Claus T. Dammann, 54, der als Wegbereiter emanzipierter Väter gilt.

Pünktlich zum Weltfrauentag wurden Deutschlands "Spitzenväter" gestern in Berlin ausgezeichnet. Sie hätten sich "von den Erwartungen an den typischen Mann verabschiedet und sind aufgebrochen zu neuen Ufern", sagte Preisinitiatorin Ulrike Detmers. Auch heute sei es noch immer nicht selbstverständlich, Beruf und Familie zu vereinbaren. "Die partnerschaftliche Lebensweise wird in Deutschland noch zu selten in die Praxis umgesetzt", sagte die Wirtschaftsprofessorin und Frauenrechtlerin.

Steinmetz ist der erste Alleinerziehende in der Riege der Spitzenväter. Bislang wurde die Auszeichnung immer an Männer verliehen, die die Karriere ihrer Frauen unterstützen und sich verstärkt um Kinder und Küche kümmern. "Dass ich jetzt ausgesucht wurde, werte ich auch als Anerkennung für alle alleinerziehenden Väter. Wir sind nicht mehr zu übersehen." Das Sorgerecht für Zora-Fee hat er sich vor Gericht erkämpft. "Für mich war von Anfang an klar, dass ich kein 14-Tage-Vater werden wollte", sagt Steinmetz. Vorgeschlagen hat ihn die Mitinhaberin seines Karlsruher Modegeschäfts, Stephanie Kelter. "Es ist toll, wie er alles unter einen Hut bekommt und wie fürsorglich er ist", erzählt sie. Er gibt das Lob zurück und meint: "Für Frauen gibt es so einen Preis leider nicht."

Preisträger Gericke kümmert sich mit seiner Frau Susanne, 42, die als Krankenschwester in einer Rostocker Tagesklinik arbeitet, um vier eigene und drei Pflegekinder im Alter von neun bis 20 Jahren. "Sieben Kinder, Hund und Katze, eine berufstätige Ehefrau und einen Nebenjob - da wird es nie langweilig", sagt Gericke, der seinen Job als Heimleiter eines Seniorenzentrums aufgegeben hat und sich selbstständig gemacht hat, damit er sich besser um die Kinder kümmern kann. "Ich habe irgendwann gespürt, dass etwas geschehen muss, damit ich für die Kinder wirklich da sein kann und allen eine Heimat und ein Nest bieten kann", sagt der Vorzeigevater. Für die Kinder ist es keine Frage, dass sie einen "Spitzenvater" haben. "Er schmiert die besten Frühstücksbrote, mit Salat, Wurst und Pesto", erzählt Joseph, 12. Florian, 14, greift gern auf Gerickes Englischkenntnisse zurück. "Ich hätte nicht gedacht, dass das Leben in einer Pflegefamilie so schön wird."

Der Hamburger Dammann hat für seine Frau Angelika seine berufliche Entwicklung bereits in den 1990er-Jahren zurückgestellt und von 1999 bis 2007 (fast) das komplette Haushaltsmanagement übernommen. "Er gehört zu der kleinen Gruppe von Vätern, die im letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts Erziehungsurlaub genommen haben", sagt Ulrike Detmers.

Was macht eigentlich einen guten Vater aus? Für Pädagogen, Sozialforscher und Psychologen steht vor allem fest: Väter müssen nicht ganz in die Rolle des Hausmanns schlüpfen, um in der Familie einen guten Job zu machen. Väter sollten sich vielmehr fragen, wie sie den Bedürfnissen ihrer Kinder gerecht werden können, meint Psychotherapeut Prof. Matthias Franz. Dazu gehöre auch, sich nicht von überholten Rollenbildern beeinflussen zu lassen. "Gefühle zu zeigen bedeutet ja nicht, die Männlichkeit an den Nagel zu hängen."

Viele Forscher sind sich einig, dass die Gesellschaft Väter mehr wertschätzen sollte. Laut einer Studie des Deutschen Jugendinstitutes (DJI) ist die Politik gefragt, eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu schaffen. Dazu gehöre auch eine väterfreundlichere Unternehmenskultur. Denn in Deutschland wollen sich zwar neun von zehn Vätern mehr Zeit für den Nachwuchs nehmen, aber nur knapp die Hälfte ist auch bereit, dafür die Karriere zurückzustellen, ergab die Studie. Das liegt vor allem daran, dass viele Nachteile im Job befürchten. 80 Prozent der Väter erklären, an ihrem Arbeitsplatz nicht genügend unterstützt zu werden.