Iñaki Urdangarín soll Geld veruntreut haben. Wütende Bürgerproteste auf Mallorca

Palma. Unrühmliche Premiere in der Geschichte der spanischen Monarchie: Zum ersten Mal hat ein Angehöriger des Königshauses im Zuge eines Finanzskandals vor Gericht erscheinen müssen. Iñaki Urdangarín, 44, Schwiegersohn von König Juan Carlos, 74, beteuerte bei seiner Vernehmung am Wochenende durch einen Ermittlungsrichter in Palma de Mallorca allerdings seine Unschuld.

Er habe mit den von der Justiz untersuchten Geldgeschäften nichts zu tun gehabt, betonte der Ehemann der Königstochter Cristina, 46. Der frühere Handballstar steht im Verdacht, Millionensummen aus Steuermitteln veruntreut zu haben. Er soll als Chef der gemeinnützigen Stiftung Nóos staatliche Fördergelder kassiert und einen Teil davon auf private Konten abgezweigt sowie in Steuerparadiese ins Ausland geschafft haben.

Urdangarín schob die Verantwortung für die angeblich krummen Geschäfte seinem damaligen Partner Diego Torres zu. Er habe als Präsident der Stiftung lediglich Kontakte hergestellt, sich aber nicht um die konkrete Verwendung des Geldes gekümmert. "Dies war die Aufgabe von Diego Torres", sagte der Herzog von Palma nach Informationen der Zeitung "El País".

Der königliche Schwiegersohn wies Verdächtigungen zurück, dass seine Frau ebenfalls in die Affäre verwickelt gewesen sei. Die Infantin Cristina war Teilhaberin einer der Firmen, die dazu gedient haben soll, Stiftungskapital auf private Konten zu schleusen. Seine Frau sei in die Geschäfte nicht einbezogen worden, betonte Urdangarín. Dem Gericht liegt ein Antrag vor, auch gegen die Königstochter zu ermitteln und diese ebenfalls zu einem Verhör vorzuladen. Nach der spanischen Verfassung ist allein der König vor Strafverfolgung geschützt. Für die anderen Mitglieder des Königshauses gibt es keine Immunität.

Vor Gericht demonstrierten 500 Menschen gegen die Monarchie

Bei Beginn des Verhörs hatten vor dem Gericht etwa 500 Menschen gegen Korruption und gegen die Monarchie demonstriert. Sie beschimpften den Herzog beim Betreten des Gebäudes und forderten, er solle arbeiten gehen. Der Richter Castro wurde dagegen mit Beifall empfangen. Er ermittelt auch gegen korrupte Politiker auf Mallorca.

Urdangarín hatte von dem Gericht die Genehmigung erhalten, mit dem Auto bis zum Eingang des Gebäudes vorzufahren. Normalerweise müssen Beschuldigte eine Strecke von gut 30 Metern zu Fuß zurücklegen. Der Herzog nahm die Sonderregelung jedoch überraschenderweise nicht in Anspruch. Er schritt am Sonnabend und am Sonntag zusammen mit seinem Anwalt an TV-Kameras und Fotografen vorbei zum Gerichtseingang.

Bei seiner Vernehmung wirkte der Schwiegersohn des Königs ruhig und gefasst, aber auch abgemagert und merklich gealtert. Nach Abschluss des Verhörs muss der Richter entscheiden, ob Urdangarín eine Kaution hinterlegen oder sonstige Auflagen erfüllen muss. Diese Entscheidung wird für die kommenden Tage erwartet. Die Affäre ist Teil eines größeren Korruptionsskandals um den Ex-Regierungschef der Balearen, Jaume Matas. Die Vernehmung Urdangaríns fand daher in Palma de Mallorca statt.

Der Finanzskandal hat dem Ansehen des spanischen Königshauses schwer geschadet. Der Parteichef der Vereinten Linken (IU), Cayo Lara, witzelte: "Urdangarín hat für eine Wiedereinführung der Republik mehr getan, als wir in den vergangenen Jahren erreichen konnten." Der Monarch war nach der Einleitung der Ermittlungen gegen Urdangarín auf Distanz zu seinem Schwiegersohn gegangen und hatte ihn von allen offiziellen Terminen des Königshauses streichen lassen.

Die Infantin Cristina hatte ihren Mann nach Mallorca begleitet. Das Paar bezog sein Quartier im Marivent-Palast, in dem die königliche Familie üblicherweise ihre Sommerferien verbringt.