Die bayerische Großbäckerei Müller-Brot hat zwei Wochen nach der Aufdeckung des Hygieneskandals Insolvenz angemeldet.

Neufahrn/München. Die Großbäckerei Müller-Brot ist pleite: Maden im Mehl und Mäusekot in der Backfabrik waren einfach zu viel. Zwei Wochen nach dem von der Lebensmittelkontrolle verhängten Produktionsstopp hat das bayerische Traditionsunternehmen Insolvenz angemeldet. Den Insolvenzantrag erklärte die Backfabrik am Donnerstagabend mit einem Umsatzeinbruch. „Der Produktionsstillstand in Folge der Hygieneprobleme in Neufahrn hat zu einem deutlichen Umsatzeinbruch geführt. Dies hat die Geschäftsführung der Müller-Brot gezwungen, heute Insolvenzantrag zu stellen“, teilte das Unternehmen in Neufahrn mit. Die „Vorbereitungen für die Wiederaufnahme der Produktion laufen trotzdem auf Hochtouren“. Der vorläufige Insolvenzverwalter Hubert Ampferl habe die erforderliche Zustimmung zur Freigabe der notwendigen Gelder gegeben. „Bereits morgen werden die zuständigen Behörden eine Begehung der Produktionsstätten vornehmen“, teilte Müller-Brot mit.

Die 1100 Mitarbeiter fürchten um ihre Stellen. Unmittelbar vor der Nachricht der Insolvenz bei Müller-Brot war ein weiterer Hygienskandal publik geworden: Das Landratsamt Regensburg ordnete einen sofortigen Produktionsstopp bei der Bäckereikette Biendl und Weber in Donaustauf an.

+++ Mäusekot und Speisereste: Müller-Brot seit langem im Visier +++

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) reagierte empört auf die Insolvenz bei Müller-Brot: „Die Beschäftigten durch Lug und Trug in Sicherheit wiegen und parallel das Insolvenzverfahren betreiben. Das ist wirklich das Letzte,“ sagte Mustafa Öz von der NGG. Müller-Brot-Eigentümer Klaus Ostendorf hatte erst vor wenigen Tagen einen raschen Neustart angekündigt. Nachdem der Hygieneskandal am 30. Januar öffentlich aufgeflogen war, habe er aber offenbar das Ziel verfolgt, die Mehrheit der Beschäftigten und die Schulden mit einer Insolvenz günstig loszuwerden, sagte Öz. Dieses Vorgehen sei „menschenverachtend“.

Die Lebensmittelaufsicht hatte die Produktion in der Brotfabrik Neufahrn (Landkreis Freising) gestoppt, nachdem jahrelang immer wieder gravierende Hygienemängel entdeckt worden waren. Der Chef des bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), Andreas Zapf, berichtete am Donnerstag im bayerischen Landtag, dass die Kontrolleure seit 2009 immer wieder Schmutz und Schaben gefunden hätten. Mehrfach seien Teig und Lebensmittel deshalb vernichtet worden. Auch die Staatsanwaltschaft ermittelt.

+++ Hygienemängel bei Müller-Brot +++

Nach dem Auffliegen des Hygieneskandals hatte Müller-Brot massive Umsatzeinbrüche hinnehmen müssen. Auch die Discounter Lidl und Aldi verbannten die Ware aus dem Regal. Ostendorf hatte einen Neustart angekündigt, aber eingeräumt, dass es ein steiniger Weg werde, das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen. In den vergangenen zwei Wochen waren alle Maschinen in der Brotfabrik auseinandergenommen und gereinigt worden. Eigentlich sollten die Behörden am (morgigen) Freitag (10.00) prüfen, ob die Produktion wieder aufgenommen werden kann. Darüber müssen sie jetzt zusammen mit dem Insolvenzverwalter entscheiden.

Zum Insolvenzverwalter sei der Rechtsanwalt Hubert Ampferl bestellt worden, sagte der Vizepräsident des Landgerichts Landshut, Christoph Fellner, dem „Münchner Merkur“. „Es kann sinnvoll sein, eine insolvente Firma weiterzuführen“, sagte er. „Aber das setzt voraus, dass diese am Markt bestehen kann.“

Nach Müller-Brot wurde unterdessen auch eine zweite bayerische Großbäckerei wegen Hygienemängeln geschlossen. Das Landratsamt Regensburg ordnete einen sofortigen Produktionsstopp bei der Bäckereikette Biendl und Weber in Donaustauf an, wie Landrat Herbert Mirbeth (CSU) am Donnerstag sagte. Die Kontrolleure hätten Insekten und zwei tote Mäuse gefunden. Außerdem hätten sie schwarzen Schimmel in Produktionsräumen und Verkrustungen an Maschinen entdeckt, sagte der Leiter der Lebensmittelüberwachung, Pio Baur. Die Bäckerei hat nach eigenen Angaben 65 Mitarbeiter und 18 Filialen in Regensburg und Umgebung.

Der bayerische Umweltminister Marcel Huber (CSU) hatte einen Tag vor dem Insolvenzantrag von Müller-Brot Zweifel geäußert, dass die Produktion rasch wieder anlaufen könne, und den Eigentümern rücksichtsloses Verhalten vorgeworfen. Die frühere Sozialministerin Christa Stewens (CSU) sagte am Donnerstag: „Wir werden immer wieder - jetzt sage ich’s etwas vulgär – Saubeutel haben, die die Lebensmittel nicht so herstellen, wie wir uns das alle wünschen“.

(dpa/abendblatt.de)