Die Lebenshaltungskosten sind dort um 70 Prozent höher als in New York. Frankfurt/Main auf Platz zehn

Zürich/Hamburg. Das Café Schober in der Züricher Napfgasse ist eine angesagte Adresse für Einheimische und Touristen. Allein beim Anblick der Köstlichkeiten aus der Patisserie läuft dem Gast das Wasser im Munde zusammen. Doch ein Blick auf die Preisliste kann gerade deutschen Besuchern schnell den Appetit verderben. So kostet eine Zitronentarte mit Baiser 7,90 Schweizer Franken (CHF, umgerechnet etwa 6,55 Euro), ein Ei schlägt mit 3,20 Euro zu Buche, ein Espresso mit vier Euro und ein Hefeweizen macht sieben Euro auf der Rechnung.

Es sind die großen Finanzzentren der Welt, die durch hohe Preise auffallen

Da verwundert es kaum noch, dass nach einer aktuellen Studie des britischen Wirtschaftsmagazins "The Economist" die Schweizer Metropole zur teuersten Stadt der Welt gekürt wurde. Zweimal im Jahr führt die Zeitschrift eine weltweite Erhebung zu den Lebenshaltungskosten durch. Die Bankenmetropole an der Limmat erreicht zum ersten Mal seit 20 Jahren wieder diesen Spitzenplatz. Auf Platz zwei liegt Tokio, bei der letzten Erhebung noch auf Rang eins. Auffällig, dass an dritter Stelle ebenfalls zwei Städte aus der Schweiz und Japan rangieren: Genf und der Großraum Osaka-Kobe. Es folgen Oslo, Paris, Sydney, Melbourne und Singapur. Frankfurt am Main ist der einzige deutsche Vertreter unter den Top Ten: Die hessische Metropole landete auf Platz zehn. Es scheint plausibel, dass es gerade die Finanzzentren sind, die durch die hohen Preise auffallen.

Die Studie untersuchte 130 Städte in 93 Ländern und verglich 400 Preise beziehungsweise 160 unterschiedliche Produkte und Dienstleistungen: Lebensmittel, Kleidung, Mieten, Privatschulen, Verkehr, Haushaltshilfen. Alle Zahlen wurden in Dollar angegeben. Daraus haben die Tester eine Rangliste erstellt. New York gilt mit dem Wert 100 als Basis. Ein Beispiel: Zürich und Tokio kommen auf 170 beziehungsweise 166 Punkte; das bedeutet, dass das Leben in diesen Städten um 70 und 66 Prozent teurer ist als in der US-Großstadt; in Frankfurt/Main sind es 37 Prozent.

Wer in Zürich leben möchte, sollte also besser einiges auf dem Konto haben. Die Lebensmittelpreise sind innerhalb eines Jahres zum Teil um 40 Prozent gestiegen; so kostet ein Kilo Weißbrot umgerechnet 4,70 Euro. Zum Vergleich: In Deutschland muss man im Schnitt 2,98 Euro bezahlen. Ein Liter Benzin kostet 1,72 Euro (1,58 Euro in Deutschland) und ein Kilogramm Reis 4,10 Euro (2,14 Euro). Auch im bekannten Restaurant Kronenhalle in der Züricher Rämistraße, ein Treffpunkt bekannter deutschsprachiger Künstler, muss der Gast tief in die Tasche greifen und für ein Kalbsgeschnetzeltes mit Rösti umgerechnet 45,50 Euro, für eine Ochsenschwanzsuppe 13,25 Euro oder für ein Carpaccio mit Parmesan 28,15 Euro berappen.

Wohnungssuchende haben es auch nicht besser. So kostet zum Beispieleine 100 Quadratmeter große Viereinhalbzimmerwohnung mit durchschnittlicher Ausstattung auf dem freien Markt in Zürich monatlich 2950 Franken (2443 Euro).

Als Ursache für die hohen Lebenshaltungskosten sehen die Verfasser der Studie die Aufwertung des Franken in den vergangenen Jahren. Zwei Faktoren wirken sich positiv für die Bewohner aus: Weil die Importe günstiger wurden, kosten viele Waren aus dem Ausland bedingt durch den starken Franken weniger. Außerdem sind die Löhne und Gehälter im Durchschnitt um ein Drittel höher als in Deutschland.

Karatschi in Pakistan bildet das Schlusslicht des Rankings

Deutlich preiswerter hingegen lebt es sich in der iranischen HauptstadtTeheran und der indischen Metropole Mumbai; Karatschi in Pakistan bildet das Schlusslicht. Bemerkenswert ist, dass es in London gar nicht so teuer ist, wie oft behauptet wird. Die britische Hauptstadt steht auf Platz 17 und fiel damit um zwei Plätze zurück. Gleichauf mit London liegen Brüssel, Wellington in Neuseeland und Adelaide in Australien. Die amerikanischen Großstädte sind nicht unter den ersten zehn. New York, um elf Plätze gefallen, rangiert auf dem 47. Rang, den sich die Stadt mit Chicago teilen muss.