Whitney Houstons Tod überschattete die Grammy-Verleihung nur am Rande - “The Show must go on“. Und so gehörte der Abend trotz des plötzlichen Todes der Pop-Diva ihrer Kollegin Adele, die sechs der begehrten Trophäen mit nach Hause nehmen konnte.

Whitney Houstons Tod überschattete die Grammy-Verleihung nur am Rande - the show must go on. Und so gehörte der Abend trotz des plötzlichen Todes der Pop-Diva ihrer Kollegin Adele, die sechs der begehrten Trophäen mit nach Hause nehmen konnte. Der jungen Engländerin gelang das Kunststück, in allen drei Hauptkategorien zu gewinnen. Und sie verwandelte jede ihrer sechs Nominierungen in Preise. Ihr Durchmarsch macht deutlich, dass es längst eine neue Königin der Hitparaden gibt.

Als die Preisverleihung mit einem rockenden Bruce Springsteen begann, der trotz Ohrringen und enger Jeans seine 62 Jahre nicht ganz verbergen konnte, wirkte nicht jeder im Saal glücklich. Zu tief saß der Schock über den überraschenden Tod von Whitney Houston, die eigentlich auch hier sitzen sollte. Kurz vor der Grammy-Party ihres Entdeckers Clive Davis war sie tot in der Badewanne ihres Hotelzimmers entdeckt worden.

„Wir haben einen Tod in unserer Familie“, sagte Gastgeber LL Cool J. „Und der einzig richtige Weg, solch einen Abend zu beginnen, ist ein Gebet. Ein Gebet für jemanden, den wir lieben: Unsere Schwester Whitney Houston.“ Anschließend stimmte der 44-Jährige ein Vaterunser an. „Unsere Gedanken sind bei ihrer Familie, bei ihrer Mutter und ihrer Tochter.“ Das Publikum applaudierte stehend.

„Ich möchte Dir im Himmel sagen: Wir lieben Dich, Whitney!“, sagte Stevie Wonder. Der 61-Jährige war einer von mehreren alten Männern, die auch den Abend prägten. Dazu gehörten die Beach Boys, bei denen - alle um die 70 – das „Jungs“ wirklich nur noch zum Bandnamen gehört. Und auch Ex-Beatle Paul McCartney, im Juni 70, wirkte längst nicht mehr so frisch, als er mit orchestraler Begleitung und im weißen Zweireiher sein erst wenige Tage altes „My Valentine“ sang.

Der Abend war sorgfältig inszeniert, selbst die Trauer war sorgfältig inszeniert. Da mochten sich die Foo Fighters nach ihren fünf Grammys noch so unangepasst geben, letztlich passen auch sie ganz genau in ihr Marketingkonzept. Vielleicht ist es das Rezept der Adele Adkins, dass sie nicht komplett in dieses Raster passt, neben Katy Perry und Rihanna viel zu dick aussieht, nicht mit Feuerwerk und Tanzgruppe über die Bühne fegt, sondern einfach nur dasitzt, Musik macht und singt. Auch noch Lieder, die sie selbst geschrieben hat. So eine soll Karriere machen?

Hat sie längst! Seit 18 Wochen steht „21“ von Adele, gesprochen „Ädell“, in den USA auf Platz Eins, in Deutschland war es das erfolgreichste Album des letzten Jahres. Nach ihrem ersten Auftritt seit einer komplizierten Stimmbandoperation im November stand das Grammy-Publikum auf, um die Siegerin des Abends zu feiern. „Danke, danke. Das ist doch verrückt“, sagte sie mit der Trophäe in der Hand und konnte kaum sprechen vor Rührung. „Ich möchte jedem Radiomoderator danken, der mein „Rolling In the Deep“ gespielt hat. Denn ich weiß, dass es nicht gerade ein Popsong ist.“ Aber Pop kommt von populär, und das ist das letzte, was man Adele absprechen könnte.

Sechs Grammys an einem Abend – so viele hatte Whitney Houston in ihrem ganzen Leben gewonnen. Die beiden letzten vor 13 Jahren. Nachdem auf der Leinwand noch einmal der Toten des Jahres gedacht worden war, stand sie plötzlich wieder da: Die Silhouette, das Kleid, die Frisur – das war doch Whitney! War sie nicht, es war Jennifer Hudson, die Houstons größten Hit „I will Always Love You“ sang. Und die 30-Jährige bewies zwei Dinge: Zum einen, dass sie eine große Stimme hat. Aber auch, dass Whitney Houston eine Ausnahme war, die kaum zu ersetzen ist.

Bobby Brown bricht Tour ab

Sänger Bobby Brown, Ex-Ehemann der verstorbenen Souldiva Whitney Houston, hat offenbar eine US-Tour abgebrochen und ist nach Los Angeles geflogen. Brown sei in Sorge um die gemeinsame Tochter Bobbi Kristina und wolle bei ihr sein, sagte sein Agent dem US-Magazin „People“ (Internetausgabe). Laut „People“ wurde die 18-Jährige wegen eines „kompletten Zusammenbruchs“ nach dem Tod ihrer Mutter in ein Krankenhaus eingeliefert.

Das Magazin berichtete weiter, Bobby Brown sei nach der Nachricht vom Tod Houstons während eines Konzerts weinend auf der Bühne zusammengebrochen. Brown und Houston waren von 1992 bis 2007 verheiratet. Ihre Ehe galt als skandalträchtig.

Whitney Houston - eine der letzten Diven

Mit Showtalent und einer drei Oktaven umfassenden Stimme wurde Whitney Houston zum Superstar der Musikwelt. Grammys und rekordverdächtige Verkaufszahlen säumten den Weg, vor allem in den 80er und 90er Jahren. Doch die Erfolge blieben nicht ungetrübt. Drogen und eine zerrüttete Ehe bestimmten zunehmend die Schlagzeilen. Zuletzt wurde es still um sie. Am Vorabend der diesjährigen Grammy-Verleihung ist die Sängerin, Schauspielerin und Produzentin im Alter von 48 Jahren gestorben. Sie wurde in der Badewanne ihres Hotelzimmers in Beverly Hills aufgefunden.

Geboren wurde Whitney Houston am 9. August 1963 im US-Staat New Jersey. Die Musik wurde ihr buchstäblich in die Wiege gelegt. Ihre Mutter war eine leidenschaftliche Gospelsängerin, die schon mit Superstars wie Elvis Presley oder Aretha Franklin auf der Bühne gestanden hatte. Whitneys Talent wurde früh entdeckt und gefördert. Mit elf Jahren war sie Mitglied im „New Hope Baptist Junior Choir“. Später unterstützte sie ihre Mutter bei Nachtclub-Konzerten. Im Alter von 15 Jahren sang sie als Background-Sängerin unter anderem bei Chaka Khan.

Whitney Houston besitze eine der kräftigsten Gospel-Stimmen ihrer Generation, schrieb einst die „New York Times“. Anders als Soul-Legenden wie Franklin wuchs Houston aber bald über ihre musikalischen Wurzeln hinaus und erreichte mit einer Annäherung an die Popmusik ein noch breiteres Publikum.

Als 20-Jährige nahm sie der Präsident der Plattenfirma „Arista“, Clive Davis, unter Vertrag. Damit wurde der Grundstein gelegt für eines der bestverkauften Debütalben mit dem Titel „Whitney Houston“, das 1985 erschien und zahlreiche Hits enthielt. Das zweite Album „Whitney“ folgte 1987 und stieg von null auf Platz eins der amerikanischen Verkaufscharts ein. Ähnliches hatten zuvor nur Elton John, Stevie Wonder und Bruce Springsteen geschafft.

Houston war die erste Frau, die einen derartigen Blitzstart hinlegte. Insgesamt hatte sie sieben Nummer-eins-Hits in Folge. Die Sängerin übertraf damit den bisherigen Rekord der Beatles und der Bee Gees. Mit „I Wanna Dance With Somebody“ landete sie ihren ersten Nummer-eins-Hit in Deutschland. Der zweite war die Olympia-Hymne „One Moment in Time“.

Früh wagte Houston auch Versuche als Model und Schauspielerin. Sie war auf den Titelseiten von „Glamour“ und „Seventeen“ zu sehen. Fotos von ihr wurden zudem in den US-Magazinen „Cosmopolitan“ und „Young Miss“ veröffentlicht. Die ersten Laufsteg-Jobs Ende der 70er Jahre brachten ihr auch Fernsehrollen in populären amerikanischen Comedy-Serien ein.

Auch nach dem Durchbruch als Sängerin trat Houston weiter regelmäßig vor die Kamera. 1992 kam der Spielfilm „The Bodyguard“ in die Kinos, in dem sie an der Seite von Hollywoodstar Kevin Costner eine Sängerin spielte. Zu dem Blockbuster gab es zudem einen Soundtrack, der Houstons Ballade „I Will Always Love You“ enthielt. Die Single eroberte erneut die Charts. Das Soundtrackalbum wurde mit drei Grammys ausgezeichnet.

Im Anschluss nahm sich der Megastar eine Auszeit. Erst 1998 veröffentlichte Houston ihr nächstes Album „My Love Is Your Love“. Sie schlug damit neue Töne an, setzte weniger auf die Kraft ihrer Balladen, sondern ließ modernen Rhythm & Blues und erstmals auch Hip-Hop-Elemente einfließen.

Der Erfolgsdruck blieb nicht ohne Folgen für die begnadete Künstlerin. Berichte über Alkohol- und Drogenexzesse machten die Runde in den Boulevardblättern. Es folgten Entzugstherapien und erneut Rückfälle, begleitet von Krisen in ihrer Ehe mit dem R&B-Sänger Bobby Brown. Die Scheidung folgte 2007.

Kritiker warfen Houston vor, sie sei unterkühlt, berechnend und karrierefixiert. Die Ausnahmesängerin selbst soll einmal gesagt haben: „Ich will alles durchschauen, alles selbst vollbringen können. Ich möchte mein Geschäft durch und durch beherrschen.“

Die Drogenprobleme bekam Houston offenbar jedoch nicht in den Griff. „Ich bin entweder mein bester Freund oder mein schlimmster Feind“, sagte sie 2002 in einem ABC-Interview. 2010 erklärte sie sich für drogenfrei, Berichte über einen angeblichen Rückfall wies sie nach einem Ausfall bei ihrer Europa-Tournee zurück. Ein Jahr später folgte wieder eine Entziehungskur, die nach Angaben einer Sprecherin jedoch lediglich Teil des langjährigen Genesungsprozesses war.

Die goldene Stimme hatte Houston bis dahin eingebüßt. Sie klang zuletzt rau und versagte. Ihre Tournee vor zwei Jahren war von Negativschlagzeilen geprägt. Houston musste etliche Konzerte wegen Krankheit absagen und erhielt schlechte Kritiken von Fans, die von Gesang und Auftritten enttäuscht waren. Die Sängerin betonte indes, es gehe ihr gut.