Warner Brothers eröffnet bei London auf 14 000 Quadratmetern eine Ausstellung mit Originalkulissen aus den Filmen

London. Zauberlehrling Harry Potter hat sein Meisterstück abgeliefert. Obwohl die erfolgreichste Filmreihe aller Zeiten - weltweites Einspielergebnis 6,4 Milliarden Euro - ausgelaufen ist, bleiben er und seine Freunde unsterblich. Schon bald kann jeder Muggel, also Nichtzauberer, in Harrys Fußstapfen treten - und das ist durchaus wörtlich gemeint. Die Produktionsfirma Warner Brothers steht kurz vor der Fertigstellung einer spektakulären Ausstellung bei London.

Fans können auf dem Kopfsteinpflaster der Winkelgasse, Harrys Einkaufsparadies, an der Zauberbank Gringotts und Eeylops Eulenkaufhaus vorbeischlendern, vor Ollivanders Fachgeschäft für Zauberstäbe haltmachen oder Weasleys "Zauberhafte Zauberscherze" bestaunen. In Hogwarts, der Zauberschule, wird der Besucher die eigenen Schritte auf dem Fußboden der Großen Halle hören, einen Blick auf den Sprechenden Hut in Dumbledores Schulleiterbüro und in die Hütte des Halbriesen Hagrid werfen, der die jungen Zauberer immer beschützt hat.

Selbst der Besenschrank im Ligusterweg 4 ist zu besichtigen

Das Zauberhafte: Alles wirkt nicht nur echt, es ist echt. In einem 14 000-Quadratmeter-Bereich des Filmstudios Leavesden bei Watford, 30 Kilometer nordwestlich von London, hat Warner Brothers jede Menge Originalkulissen und -requisiten wieder aufgebaut und begehbar gemacht. Unter der Aufsicht von Oscar-Gewinner Stuart Craig, 69, dem Set-Designer für sämtliche acht Potter-Streifen, sind 100 Potter-erprobte Kulissenbauer und -maler noch dabei, letzte Hand an die Ausstellungsstücke zu legen.

So werden Besucher Gelegenheit haben, den Gemeinschaftsraum des Hauses Gryffindor sowie das Zaubertränke-Klassenzimmer in Augenschein zu nehmen. Das Amtszimmer der bösen Professorin Dolores Umbridge im Zaubereiministerium ist ebenso zu besichtigen wie der Nimbus 2000, Harrys fliegender Besen, und der Besenschrank unter der Treppe vom Ligusterweg 4, in dem Harry bei seinen Pflegeeltern leben musste.

"Wie viel Detail in all den Sachen steckt, das nimmst du im Film gar nicht wahr", sagte Ron-Weasley-Darsteller Rupert Grint, 23, bei einem Vorabbesuch. "Erst wenn du hier so durchgehst, wird dir klar, wie viel mühevolle Kleinarbeit dafür nötig ist."

Kein Kinobesucher sollte etwa merken können, dass in den kunstvoll beschrifteten Ledereinbänden der Hogwarts-Bibliothek bloß alte Telefonbücher steckten. Joanne K. Rowlings Geschichten mögen Fantasie sein, doch Craig legte höchsten Wert darauf, dass auf der Leinwand alles authentisch wirkt: "Ich weiß nicht, ob Jo (Rowling) irgendwo sagt, Hogwarts sei 1000 Jahre alt. Aber so sollte es sich anfühlen. Deshalb sahen wir uns in den ältesten Colleges der Universität Oxford um und inspizierten mehrere der bedeutendsten Kathedralen." Am 31. März eröffnet die "Harry Potter Studiotour". Der Rundgang, auf dem auch Kostüme zu bewundern sind, findet ohne Führung statt und dauert etwa drei Stunden. Eintrittskarten gibt es nur auf Vorbestellung (wbstudiotour.co.uk; Erwachsene 33,60 Euro, Fünf- bis 15-Jährige 25,20 Euro, Familien 99,60 Euro). Die Nachfrage ist so groß, dass die Öffnungszeiten an Wochenenden, Feiertagen und in den Schulferien schon verlängert werden mussten. Warner Brothers kann davon ausgehen, dass sich die 120-Millionen-Euro-Investition gelohnt hat.

Das Leavesden-Studio, ein ehemaliges Rolls-Royce-Flugzeugmotorenwerk, ist durchaus nicht das einzige reizvolle Pilgerziel für Potter-Nostalgiker. London bietet auch Bustouren und Wanderungen auf Harrys Spuren. Nahe der Grenze zu Schottland lockt Alnwick Castle ("das Windsor des Nordens").

Das Schloss, seit 700 Jahren im Besitz der Herzöge von Northumberland, war die Kulisse für die Hogwarts-Zauberschule. Es ist gleichfalls vom 31. März an für Besucher geöffnet (Erwachsene 15,60 Euro, Kinder 7,20 Euro, Familien 40,80 Euro). Zum Programm gehört "Besenstielunterricht an der Stelle, wo Harry seine erste Flugstunde im Film bekam". Auch der Zug, der im Kino als der Hogwarts-Express zu sehen ist, dampft vom 14. Mai bis 26. Oktober ab Fort William durch Schottland. Die landschaftlich abwechslungsreiche 135-Kilometer-Rundfahrt des Jacobite - so heißt er in Wirklichkeit - kostet 38,40 Euro in der 2. und 66 Euro in der 1. Klasse, für Kinder 21,60 bzw. 36 Euro.

Auch die Potter-Stars sind in neuen Filmen zu sehen

Für ein Wiedersehen mit menschlichen Potter-Darstellern braucht man nicht einmal auf Reisen zu gehen: Daniel Radcliffe, 22, ist vom 29. März an in dem Gruselthriller "Die Frau in Schwarz" im Kino zu sehen; der Hollywoodstreifen "Bel Ami" nach dem Roman von Guy de Maupassant mit Robert Pattinson, 25, dem Schüler Cedric Diggory, startet am 26. April in den deutschen Kinos; Emma Watson, 21, kommt mit dem verfilmten US-Romanbestseller "Vielleicht lieber morgen" in die Lichtspielhäuser; und Grint steht als der englische Skispringer Eddie "The Eagle" Edwards vor der Kamera.