Die Dänen lieben Königin Margrethe, weil sie unkonventionell ist. Zum 40. Thronjubiläum plaudert die 71-Jährige aus dem Nähkästchen.

Kopenhagen. Man stelle sich vor, Königin Elizabeth II. radelt durch London. Was für die Briten undenkbar ist, überrascht in Dänemark niemanden. Königin Margrethe II. fährt gern mal mit dem Rad durch Kopenhagen, und auch sonst hält sie es nicht so streng mit den Konventionen, die man von einer Monarchin gemeinhin erwartet: Sie flucht, raucht Kette und lacht auch in der Öffentlichkeit völlig ungeniert. Am Sonntag feiert Margrethe, 71, ihr 40. Thronjubiläum.

Trotz der Vorbereitungen für die Feierlichkeiten nahm sich die Monarchin Zeit für ein Interview, in dem sie Erstaunliches verriet. So macht Dänemarks Staatsoberhaupt einen großen Bogen um die technischen Errungenschaften der Kommunikation. Auf die Frage, ob sie wirklich keinen Zugang zum Internet habe und ohne Handy auskomme, antwortete die Königin augenzwinkernd: "Ich habe ja ein normales Telefon. Das andere kann ich nicht. Aber meine Söhne kennen sich da aus."

Die Enkelkinder müssen lernen, nicht auf die Füße zu sehen

Normalerweise hält sich Margrethe mit privaten Äußerungen zurück. Aber im Interview erzählte sie, dass es in der royalen Familie besondere Erziehungsmethoden gibt. Damit auch die Enkelkinder einmal tüchtige Repräsentanten des Staates werden, "muss man ihnen helfen, wenn sie noch klein sind, und ihnen sagen, dass es nicht gefährlich ist, wenn dort jede Menge Menschen stehen und einen anschauen". Und die Königin verriet auch, welche Tipps sie für den Nachwuchs bereithält: "Dann winkt man und lächelt nett. Und schaut vor allem nicht auf die Füße, sondern den Leuten direkt ins Gesicht. Immer winken und lächeln." Prinz Christian, 5, die Nummer zwei in der Thronfolge, mache das schon sehr gut. "Seine Eltern bringen ihm das auf die gleiche Art bei, wie es mir meine Eltern gezeigt haben."

Als Margrethe allerdings 1972 die Nachfolge ihres verstorbenen Vaters König Frederik IX. antrat, war die damals 31-Jährige so aufgeregt, dass sogar ihre Ohrringe zitterten. Von dieser Nervosität war beim Gespräch in Schloss Amalienborg nichts mehr zu spüren. Sie ist Königin - und sich dessen bewusst. Margrethe erschien äußerst gut gelaunt in hellblauer Bluse und Rock. Perfekt abgestimmt trug ihr Mann, Prinz Henrik, 76, Hemd und Krawatte in der gleichen Farbe. Nachdem er sie kurz auf die Wange geküsst hatte, überließ Henrik die Bühne galant seiner Gattin. Denn es ist ihr Jubiläum.

Die Feiern mit Gästen aus dem In- und Ausland begannen schon am Freitag mit einem Empfang und werden sich übers Wochenende hinziehen. Nicht nur sie selbst wird im Mittelpunkt stehen, sondern die ganze Familie. Margrethe ist überzeugt, dass ihr Sohn, Kronprinz Frederik, 40, ein guter König werden wird. Abdanken wird sie trotzdem nicht. "Dafür gibt es in Dänemark keine Tradition. Es ist der Kern der Monarchie, dass der König bis zum Ende auf dem Thron bleibt. Aber meine Aktivitäten werden sich mit den kommenden Jahren natürlich verändern, obwohl mir da kein bestimmtes Ziel vorschwebt." Prinz Frederik und Prinzessin Mary übernehmen bereits immer mehr Verpflichtungen. "Sie haben ihre eigenen Aufgaben, und das freut mich sehr, weil es auch wichtig für unser Land ist."

Ihr Amt als Königin nimmt sie sehr ernst, obwohl es sehr zeitaufwendig ist. "Das macht man nicht während der normalen Bürostunden, man ist es 24 Stunden am Tag. Dafür muss man sich voll und ganz einsetzen." Margrethe, die von ihren Untertanen sehr geachtet wird, baut dabei auch auf die Unterstützung aus dem Volk: "Man muss das Vertrauen haben, dass man es kann und dass man von der Bevölkerung unterstützt wird." Unterstützung bekam die Monarchin in all den Jahren besonders von ihrem Freundeskreis. "Alte Frauen wie ich haben hauptsächlich Freunde, die man seit vielen Jahren kennt. Sie waren immer sehr loyal, und ich konnte mich auf sie verlassen. Heute sind wir in einer Phase, in der wir oft sagen: 'Kannst du dich erinnern?'"

Kritischen Fragen wich die Monarchin geschickt aus. So stöhnt Dänemark unter der weltweiten Wirtschaftskrise, die Regierung hat harte Zeiten vorausgesagt. Auch als Königin spüre sie natürlich die Krise, sagte Margrethe.

Auf der Wunschliste stehen Servietten und eine Gartenbank

Der Gedanke, anlässlich ihres Thronjubiläums auf Geschenke zu verzichten und zu Spenden für eine Wohltätigkeitsstiftung aufzurufen, sei ihr deswegen trotzdem nicht gekommen. "Man hat mich gefragt, was ich mir wünsche, und dann habe ich verschiedene Möglichkeiten aufgezählt. Man kann ja Geschenke nicht verlangen, und das habe ich auch nicht getan."

Und so sollen die Präsente der Kommunen relativ bescheiden ausfallen: Servietten, deren Muster die Königin selbst entworfen hat, Kaffeetassen und eine Gartenbank. Auf die Frage, ob die Jubilarin auch mit einer geringeren Apanage - knapp neun Millionen Euro - leben könne, meinte Margrethe, dass man bei Hof prinzipiell versuche, das Geld vernünftig auszugeben. "Das haben wir immer getan, und damit werden wir auch fortfahren."

Eine Fotogalerie sehen Sie unter www.abendblatt.de/margrethe