Diamanten, Urlaub in der Karibik, edles Essen: In Peking lernen Heiratswillige in 30-Stunden-Kursen, wie sie reiche Männer bezirzen.

Peking. Jede Frau hat bestimmt schon einmal davon geträumt, einen Millionär zu heiraten: Diamanten, Urlaub in der Karibik, edles Essen, mondäne Mäntel und ein Schloss mit einem Stall voller Pferde. Viel Geld, keine Sorgen. Das ist die Gleichung, die am Ende meist nicht aufgeht. Dabei werden die Chancen immer besser. Laut Global Wealth Report (Vermögensreport) stieg die Zahl der Dollar-Millionäre 2011 weltweit um gut zwölf Prozent auf 12,5 Millionen. In China wächst die Zahl der Millionäre besonders rasant an. Schon jetzt liegt die Republik mit einer Million Millionären auf Platz drei der Geldrangliste. Die USA führen mit 5,2 Millionen die Tabelle an, gefolgt von Japan.

Dass es aber gar nicht so einfach ist, sich einen Millionär zu angeln, weiß jedes Mädchen, das "Aschenputtel" gelesen oder Audrey Hepburn (1929-1993) in der US-Komödie "Frühstück bei Tiffany" zugeschaut hat. Hartnäckig sucht sie alias Holly Golightly nach einem reichen Mann und hängt dafür schon morgens in Abendrobe aufgehübscht vor dem Schaufenster des Edeljuweliers rum. Am Ende gewinnt sie zwar keinen Millionär, dafür aber die große Liebe eines Schriftstellers.

So weit soll es mit ihnen nicht kommen, sagen sich viele chinesische Frauen und belegen einen Kurs. Wie man sich einen Millionär fischt, muss doch schließlich erlernbar sein. In einem städtischen Bildungsinstitut in Peking, das sich Moral Education Center nennt, bekommen sie in 30 Stunden eine Anleitung an die Hand, wie man einen Millionär rumkriegt. Für 2300 Euro lernen sie, millionärsgerecht Tee einzuschenken, sich zu schminken und gehobene Konversationen zu führen. "Der Unterricht soll die Frauen ermutigen, das Beste aus sich herauszuholen", sagt Gründerin Shao Tong. Sie wolle die Frauen einem Ziel näherbringen, nach dem viele in der wachsenden Mittelschicht Chinas streben.

Reiche Chinesen zahlen 3500 Euro Vermittlungsgebühr an das Institut

Lehrer schulen die "Goldgräberinnen" außerdem darin, Lügner an ihrer Mimik zu entlarven. Schließlich wäre es ein Albtraum für die Frauen, an einen Hochstapler zu geraten und das große Geld zu verlieren, bevor sie es überhaupt in der Hand gehalten haben. Die mehr als 3000 Chinesinnen, die die Charmeschule bereits besucht haben, sind überwiegend Studentinnen und Berufsanfängerinnen. So wie Zhou Yue, 23. "Meine Familie hat ein Geschäft, und es gab Zeiten, in denen es sehr schwierig für uns war", sagt sie. "Also habe ich mir gedacht, wenn ich einen reichen Mann heirate, dann muss ich mir keine Sorgen mehr machen."

Doch anscheinend ist es nicht nur für Frauen kompliziert, einen millionenschweren Mann zu finden, sondern auch reiche Junggesellen tun sich schwer mit der Suche nach einer niveauvollen Partnerin. 3500 Euro Gebühr bezahlen sie deshalb an das Institut für die Vermittlung der Seminaristinnen. Wen Wen hat so seine Freundin kennengelernt. "Frauen, die den Kurs besuchen, können ihre persönlichen Qualitäten steigern und vielleicht auch besser die Erwartungen von Männern wie mir erfüllen", sagt er. Die Tatsache, dass die Frauen es auf ihr Geld abgesehen haben und die Ehen von der Moralschule arrangiert wurden, scheint die Millionäre nicht abzuschrecken. Es sollen bereits über 30 Ehen auf diesem Weg geschlossen worden sein.

Doch China ist nicht das einzige Land, in dem Frauen die Schulbank drücken, um reich zu heiraten. In Moskau unterrichtet ein Guru in Manipulationskursen Zickologie. Wer sich erst einmal zur Femme fatale hat schulen lassen, der überlässt nichts mehr dem Zufall. Auch das New Yorker Mechanics Institute bot bereits vor zehn Jahren den Kurs "How to Marry the Rich" an. Dort lernten Frauen drei goldene Regeln: in das vornehmste Viertel der Stadt ziehen, auf prestigeträchtigen Partys auftauchen und in den Sportklubs der Promis trainieren.

In Deutschland werden solche Kurse bisher nicht angeboten. Dabei gäbe es Potenzial: Laut Global Wealth Report liegt Deutschland mit 400 000 Millionären auf Platz fünf der Länderliste mit den reichen Menschen. Aber wer unbedingt millionenschwer werden will, keine Lust auf einen Charmekurs hat, der kann sich immer noch bei "Wer wird Millionär?" bewerben.