Hamburg/Berlin. Die Blume ist in Sachen Liebe von wahrlich großer Wichtigkeit. Wie zum Beispiel sollte man denn überhaupt erst mal herausfinden, ob der oder die Angebetete etwas für einen empfindet, wenn der liebe Gott nicht das Gänseblümchen samt seiner abzuzupfenden Blütenblätter erschaffen hätte? Und wie bitte könnte man seine Zuneigung simpel-romantischer beweisen als mit einer roten Rose in der Hand (oder für Fortgeschrittene oder zu fortgeschrittener Stunde: zwischen den Zähnen)?

Die Blume trägt also wesentlich dazu bei, dass wir Menschen zueinanderfinden. Dank der Geschäftsidee eines Berliner Floristen kann das bunt-dufte Kraut jetzt allerdings noch mehr: uns auch wieder auseinanderbringen. "Der Welkerist" nennt sich Stephan Bähring, der mit seinem Einfall - dem Versand von Gammelsträußen - nun dafür sorgen will, dass unliebsamen Verehrern ein für alle Mal klargemacht wird, wie unerwünscht ihre Avancen sind. Nun könnte man das Ganze als Quatsch abtun und dem "Welkeristen" so viel Sinn zubilligen wie etwa einem Inlandsflug im Vatikan. Schließlich dürften ein paar Worte Tacheles doch wohl ausreichen, um sich eines aufdringlichen Werbens um das eigene Herz zu entledigen. Doch nicht umsonst hat vor drei Jahren die deutsche Justiz den Straftatbestand der Nachstellung eingeführt. Soll die Blume nun also quasi als verlängerter Arm des Schutzmanns für Sicherheit vor Stalkern sorgen?

Stephan Bähring meint: ja. "Mit einem Bund verwelkter Pflanzen", sagt er, "können Sie einem übereifrigen Verehrer unmissverständlich verdeutlichen, wie ungern Sie ihn haben und dass Sie am liebsten das mit ihm täten, was er nun mit dem Müllstrauß machen sollte: ihn in die Tonne kloppen!" Na, wer hätte das gedacht? Blumen können auch anders! Und zwar so viel Charme zeigen wie nachts eine unbeleuchtete Bahnunterführung in Bukarest ...

Jedoch bleibt anzumerken, dass die Geschäftsidee des "Welkeristen" nicht brandneu ist. Denn bereits 2001 überwucherte ein seinerzeit gezüchteter Vertreter der Ordnung der Lippenblütlerartigen das florale Nachrichtenangebot der Medien: Es war die Verpiss-dich-Pflanze. Sie sollte dem geneigten Gärtner insofern treue Dienste erweisen, als sie mit ihren mit stark riechenden ätherischen Ölen gefüllten Nesseln dafür einstand, Hund und Katz' - und vor allem deren Notdurft - aus den Beeten dieser Welt zu verjagen. Die dort gepflanzten Gänseblümchen und Rosen dürften's ihr bis heute danken.