Erdbeben treten statistisch gesehen nicht gehäuft auf. "Die Natur zeigt sich seit über 100 Jahren konstant. So lange zeichnen die Seismologen Beben instrumentell auf", sagt Professor Frank Roth, Geophysiker am Geoforschungszentrum in Potsdam. Das Institut erforscht weltweit das "System Erde" mit den geologischen, physikalischen, chemischen und biologischen Prozessen, die im Erdinnern und an der Oberfläche ablaufen. "Erdbeben der Stärke sieben treten zehn- bis 20-mal im Jahr auf. Die Anzahl ist über Jahre konstant." Was sich aber verändert hat, ist die Infrastruktur. "Der Mensch baut immer höhere Häuser, es gibt mehr Brücken und Straßen, die bei einem Beben zerstört werden können", sagt der Experte.

Das Ausmaß der Zerstörung nimmt zu, ebenso die Zahl der Opfer. Denn auch die Weltbevölkerung ist stark gewachsen in den vergangenen Jahren. "Zudem sind wir global besser vernetzt und erfahren schnell, wann und wo ein Erdbeben stattfand." Dadurch könnte der Eindruck entstehen, die Erde bebe immer öfter. Haiti, Chile und China liegen aber zu weit auseinander, als dass es nach heutigem Stand der Wissenschaft einen Zusammenhang zwischen den verheerenden Erschütterungen geben könnte.