13-Jähriger soll den Mount Everest bezwingen, Halbwüchsige umsegeln die Welt. Rekordjagd wird immer bizarrer.

Hamburg/Kathmandu. Bekannt sind bisher die gnadenlosen "Eiskunstlaufmütter", die ihre Kinder zu Höchstleistungen treiben, ohne Rücksicht auf deren Jugend. In die gleiche Kategorie passt aber auch der "Bergsteigervater", für den Paul Romero (40) das prägende Beispiel abgibt. Der US-Amerikaner startete gestern eine Besteigung des Mount Everest, zusammen mit seinem 13 Jahre alten Sohn Jordan. Geht alles glatt, würde Jordan Romero einen Weltrekord als jüngster Bezwinger des 8848 Meter hohen Berges aufstellen.

Der Schüler aus Kalifornien hat bereits fünf der "Seven Summits" (Sieben Gipfel) bestiegen, der höchsten Gipfel aller Kontinente. Schon mit zehn Jahren bezwang er den 5895 Meter hohen Kibo im afrikanischen Kilimandscharo-Massiv. Es folgten vier Berge in Australien, Europa sowie Süd- und Nordamerika. Einige von ihnen waren bis zu 6959 Meter hoch. Nun soll es der Mount Everest werden. Gestern begann die Reise zum Basiscamp in China, wo sich Jordan mit seinem Vater Paul und seiner Stiefmutter Karen Lundgren (44) ein paar Wochen akklimatisieren will. Ab dem 15. Mai soll der Gipfel erklommen werden.

Um fit zu werden, hat der 13-Jährige in den letzten Monaten ein intensives Training mit dem Namen "21 Jumps of Hell" (21 Sprünge der Hölle) durchlaufen. Das Ziel: die physischen Strapazen aushalten zu können. Er lief zudem täglich mehrere Kilometer mit einem schweren Rucksack auf dem Rücken. Geschlafen wurde in einem Höhenzelt, um den Körper an die Sauerstoffknappheit auf dem Berggipfel zu gewöhnen. Jordan ist sich sicher: "Ich bin bereit für den Aufstieg."

Sein Vater Paul lässt keine Einwände gelten. Der obere Teil des Berges sei zwar buchstäblich ein Friedhof, aber sein Sohn sei ein unglaublich starker Mann. "Ich vertraue ihm mehr als vielen professionellen Athleten", versichert der Rettungssanitäter und Alpinist. Alles andere als Optimismus wäre allerdings wenig hilfreich. Die 150 000 Dollar, die die Besteigung kostet, werden von Sponsoren bezahlt. Und die wollen natürlich einen Weltrekord sehen.

Es wird kaum zur Kenntnis genommen, dass bisher bereits mehr als 200 Kletterer starben und damit etwa jeder Zehnte bei der Besteigung des Mount Everest umkam. Auch das Schicksal von Temba Chhiri, der 2001 mit 16 Jahren den Berg erklomm und dabei fünf Finger durch Erfrierungen verlor, wird ignoriert.

Einige Beobachter meinen sogar, ein einjähriger Einsatz im Irak-Krieg wäre (statistisch) für den Jungen weniger riskant. Doch Jordan Romero folgt der Argumentation seines Vaters: "Natürlich ist es gefährlich oben auf dem Everest, das ist nicht zu übersehen. Aber ich will mein Bestes geben."

Auch Laura Dekker (14), Jessica Watson (16) und Abby Sunderland (16) geben im Moment ihr Bestes und streben nach einem Weltrekord. Sie wollen jede für sich als jüngster Mensch allein die Welt umsegeln. Gemeinsam ist Laura, Jordan und den anderen Rekordkindern die zweifelhafte Unterstützung ihrer Eltern.

Britische Studien fanden 2006 heraus, dass sich der Einfluss der Eltern besonders negativ auswirken kann, wenn der Erfolgsdruck zu groß und die Erwartungen unrealistisch werden. Das sah auch ein niederländisches Gericht so. Während die zwei 16-Jährigen schon unterwegs sind, kämpft Laura Dekker unterdessen noch öffentlichkeitswirksam darum, überhaupt losfahren zu dürfen. Im Gegensatz zu ihrem Vater, der stets betont, wie reif seine Tochter sei, entschied das Gericht zweimal gegen den Rekordversuch. Das Mädchen sei zu jung und verletzlich, um die Weltumseglung anzutreten. Sie schränkten sogar vorläufig das Sorgerecht der Eltern ein. Sollte diese Bestimmung Anfang Mai aufgehoben werden, wird Laura Dekker voraussichtlich Mitte Juli mit ihrem Boot aufbrechen. Und zumindest ihr Vater wird sie dabei wohl tatkräftig unterstützen.