Am Sonnabend landete der französische Abenteurer Jean-Louis Etienne nach 121 Stunden und 30 Minuten in der Luft in Sibirien.

Batagay/Paris. Der französische Abenteurer Jean-Louis Etienne hat nach eigenen Angaben als erster Mensch alleine in einem Ballon das Nordpolarmeer überquert. Der 63-Jährige war am vergangenen Montag auf der zur Norwegen gehörenden Insel Spitzbergen zu dem Weltrekordversuch gestartet. Am Samstag landete er nach 121 Stunden und 30 Minuten in der Luft in Sibirien. Etienne habe in dieser Zeit eine Strecke von 3631 Kilometern zurückgelegt, berichtete sein Team im Internet. Eigentlich hatte der Mediziner direkt den Nordpol überqueren und in Alaska ankommen wollen. Ungünstige Wetterverhältnisse mit Schneestürmen verhinderten dies jedoch.

An seinem Landesplatz in Sibirien wartete Etienne nach der Landung auf das Eintreffen seines Teams. Dieses war im hunderte Kilometer entfernten Jakutsk von Behörden aufgehalten worden. Über ein Satelliten-Telefon berichtete der Abenteurer, dass es ihm trotz Temperaturen von minus 27 Grad gut gehe. „Ich habe Essen, Wasser und eine Heizung. Ich werde jetzt schlafen, schlafen, schlafen“, sagte der 63-Jährige. Die Reise sei großartig, aber auch sehr anstrengend gewesen. Vor der Wölfen in der kargen Region um seinen Landeplatz rund 280 Kilometer nördlich des russischen Ortes Batagay habe er keine Furcht. „Sie werden Angst haben, wenn sie den Ballon sehen“, sagte Etienne.

Als Luftschiff nutzte der Franzose eine 28 Meter hohe sogenannte Rozière, die 2200 Kubikmeter Helium und 500 Kubikmeter Heißluft fasste. Während der Fahrt sammelte er Daten über die Kohlendioxidkonzentration in der Luft und über das Magnetfeld der Erde. Sie sollen französischen Forschungsinstituten zur Verfügung gestellt werden.

Die erste Nordpol-Überquerung in einem Ballon war 1926 Umberto Nobile, Roald Amundsen und Lincoln Ellsworth gelungen. Sie überfuhren am 12. Mai in einem von Nobile entworfenen Luftschiff von Spitzbergen aus den Nordpol. Dies wäre sogar die erste Überquerung überhaupt gewesen, wenn dem Luftschiff nicht der Amerikaner Richard Byrd im Flugzeug, ebenfalls von Spitzbergen aus, um drei Tage zuvorgekommen wäre.

2000 war der Engländer David Hempleman-Adams in einem Freiballon mit offenem Korb zum Nordpol-Plateau gefahren. Er kehrte jedoch anschließend wieder nach Spitzbergen zurück. Etienne war bereits 1986 ein Rekord gelungen. Damals erreichte er als erster Mensch nach 63 Tagen im Alleingang den Nordpol.