Verona. "Der Wein wandelt den Maulwurf zum Adler." Diesen Schluss zog einst der französische Dichter Charles Baudelaire (1821-1867) - höchstwahrscheinlich nach zahlreichen Feldbeobachtungen und Selbstversuchen. Allerdings zeigt die Erfahrung, dass leider nach spätestens drei Gläsern aus dem Adler sehr oft wieder eine weitaus weniger elegante Erscheinung wird. Vielmehr drängen sich Vergleiche mit einer Kreuzung aus Faultier und Stubenfliege auf.

Schön illustriert haben das unschöne Ende eines geselligen Abends nun Künstler in Verona. Auf der zurzeit zum 44. Mal stattfindenden Wein- und Spirituosenmesse "Vinitaly" haben sie einen Kumpan aus Kork platziert, der komatös am Tresen lehnt. Womöglich als Warnung auf dem 86 Quadratkilometer großen Trinkparcours, den 4300 Aussteller aus Weinständen und Probiergläsern errichtet haben.

Zwar würde jeder Weintrinker vehement bestreiten, jemals so enden zu können, schließlich ist Weintrinken eine Kunst. Der Geschmack, der Duft, die Aufmachung - das Getränk ist einfach über den Status eines simplen Durstlöschers erhaben und impliziert im Grunde das hohe Niveau seines Genießers. Im Gegensatz zum Bier, diesem Gesöff. Doch wie groß kann der Unterschied zwischen den Getränken denn sein, wenn der deutsche Volksmund weise spricht: "Ist der Wein im Manne, ist der Verstand in der Kanne."

Um das Bier im Manne zu verhindern, hat nun die Dänische Brauerei Carlsberg drastische Maßnahmen ergreifen müssen. Natürlich nicht bei den Kunden, die weiterhin ordentlich bechern sollen - anders als die eigenen Mitarbeiter. Die durften bis vor Kurzem zum Kühlschrank gehen, wann immer es ihnen danach dürstete, und sich ein kühles Bierchen genehmigen. Er galt: Trinkt, solange ihr nicht betrunken werdet. Die Arbeitnehmer fanden diese Regelung erfrischend, den Chefs dagegen kamen Zweifel. Konsequenz ist nun, dass jeder Carlsberger Angestellte pro Tag nur noch ein Bier bekommt. Da war es mit dem Arbeiten für die Belegschaft natürlich Essig. Die Carlsberger traten demonstrativ in den Ausstand und fordern nun ihr Freibier zurück. Ob es bald Grund zum Anstoßen gibt? Bisher zeigen sich die Entscheider noch nüchtern.