Paris. Die Geschichte klingt reichlich durchgeknallt: Die CIA testet mitten im Kalten Krieg, wie eine großzügige Dosis LSD auf die Einwohner eines südfranzösischen Dorfes wirkt. Das behauptet der US-Autor Hank Albarelli in seinem Buch "A Terrible Mistake".

Der Hintergrund: Im August 1951 drehen die Bürger des Dörfchens Pont-Saint-Esprit in der Nähe von Nimes durch: Sie sehen Monster, halten sich für brennende Fackeln, glauben, sie könnten fliegen. 200 Dorfbewohner taumeln vergiftet ins Delirium, ein Dutzend wird in die Psychiatrie eingeliefert, sieben sterben. Die Ursache wurde nie ganz geklärt. Gewiss ist nur, dass alle Brot vom besten Bäcker des Dorfes, Roch Briand, gegessen hatten, das "pain maudit". Dieses "verfluchte Brot", so wurde damals vermutet, war vom Mutterkornpilz Ergomatin befallen: Ergotamin - ist der Grundstoff der Psycho-Droge LSD. Hank Albarelli untersucht in seinem Buch den mysteriösen Tod des Biologen Frank Olson im Jahr 1953, der in die Drogenexperimente des US-Geheimdienstes involviert war. Er glaubt auch belegen zu können, dass die CIA Pont-Saint-Esprit in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Chemiekonzern Sandoz genutzt hat, um die Wirkung der Psychodroge zu testen. Bei Sandoz arbeitete damals der LSD-Entdecker Albert Hoffmann.

Kenner des Falles wie der Historiker Steven Kaplan halten Albarellis Thesen jedoch für etwas irrlichternd. Und auch die Bewohner von Pont-Saint-Esprit wundern sich dieser Tage über Journalisten aus aller Welt, die in ihrem Ort wieder nach LSD-Spuren suchen, nachdem das Magazin "Les Inrockuptibles" über Albarellis Buch berichtet hat. Jean Danthony erlebte den Fall 1951 als Dorfgendarm - und bleibt überzeugt, dass verdorbenes Mehl die Ursache war: "Die CIA lässt das Zeug hinabregnen und es fällt ausgerechnet beim Bäcker in den Teig?" Der 94jährige ist beinah beleidigt: "Die halten uns wohl für Armleuchter."