Sind acht Meter hohe Wellen im Mittelmeer ungewöhnlich?

Sie kommen dort gewöhnlich nicht vor, erklärt Dr. Wolfgang Rosenthal von der Gesellschaft für angewandten Umweltschutz und Sicherheit im Seeverkehr in Bremen. Der Physiker befasst sich seit Jahren mit Riesenwellen. In diesem Fall bauten sich mehrere Wellen auf, die doppelt so hoch waren wie der umgebende Wellengang von vier bis fünf Metern. Damit fallen sie wissenschaftlich unter den Begriff Monsterwelle. Von ihnen gibt es drei Ausprägungen. Hier waren "Drei Schwestern" am Werk, mehrere sehr schnell aufeinanderfolgende Riesenwellen. Daneben gibt es den Kaventsmann (eine sehr große und breite Welle) und die Weiße Wand (eine sehr steile Welle).

Wie konnten sie sich aufbauen?

Wind mit Geschwindigkeiten von mehr als 100 Kilometer pro Stunde aus Nordost hatte einen starken Wellengang geschaffen, unterstützt durch eine große "Windwirklänge", erklärt Rosenthal. Sie bezeichnet die Strecke, die der Wind ohne Unterbrechung über freiem Wasser weht. Die Entstehung von Monsterwellen ist kaum erforscht. Wahrscheinlich bilden sie sich am ehesten, wenn der Wellengang entgegengesetzt zu den Meeresströmungen verläuft.

Kann es auch eine Tsunami-Welle gewesen sein?

Nein. Durch Seebeben ausgelöste Wellenberge bewegen sich mit etwa 100 Kilometer Abstand durch das Meer. Die Mittelmeerwellen waren kurz, mit Abständen von 100 Metern.

Warum konnten die Wellen so große Schäden anrichten?

Schiffe werden für bestimmte Fahrtgebiete klassifiziert. Die Sicherheitsstandards der "Louis Majesty" sind auf das Mittelmeer ausgelegt, in dem gewöhnlich keine acht Meter hohen Wellen vorkommen. Die zerstörten Fenster lagen offensichtlich in Wellenhöhe. Wenn tonnenschwerer Wasserdruck auf sie wirken kann, werden sie zur Schwachstelle des Schiffes.

Wie lässt sich die Schiffssicherheit erhöhen?

Große Fensterflächen sollten bevorzugt im Heckbereich und nicht am Bug installiert werden, damit sie nicht als Wellenbrecher fungieren. Zudem sollten die Rahmen der Sicherheitsscheiben von außen montiert sein wie bei Seenotrettungskreuzern. Dann kann die Scheibe nicht nach innen gedrückt werden.