München. Der Missbrauchsskandal, der die katholische Kirche erschüttert, hat jetzt auch die weltberühmten Regensburger Domspatzen erreicht. Es gebe Hinweise, dass es in den 50er- und 60er-Jahren bei dem Knabenchor sexuelle Übergriffe gegeben habe, sagte Clemens Neck, Sprecher des Bistums Regensburg gestern. "Wir wollen das transparent untersuchen." Das Bistum Regensburg werde eine Kommission einrichten, die alte Akten und Archive durchgehen soll. Insgesamt liegen dem Bistum mehrere Hinweise auf Fälle zwischen den Jahren 1958 und 1973 vor. Heute will das Ordinariat weitere Informationen bekannt geben. Die Domspatzen, die Konzerte in aller Welt geben, werden in Regensburg in einem eigenen Musikgymnasium unterrichtet. Dazu gehört auch ein Internat. Von 1924 bis 1963 war Theobald Schrems Domkapellmeister in Regensburg. 1976 feierten die Domspatzen ihr 1000-jähriges Bestehen. Dieses Jubiläum fiel in die Zeit, als der Bruder des heutigen Papstes Benedikt XVI., Georg Ratzinger (86), den Chor leitete. Seine Amtszeit war 1964 bis 1994. Er prägte nach Angaben des Chors den "typisch weichen, natürlichen Regensburger Klang". Ein berühmtes einstiges Mitglied ist der 1999 gestorbene Schlagersänger Rex Gildo ("Speedy Gonzales").

Zu den Aufgaben des Chors, der zu den berühmtesten der Welt gehört, zählt vor allem die Gestaltung der Gottesdienste im Dom von Regensburg. Seit 1994 leitet der Nichtgeistliche Roland Büchner den Chor. Im Januar 2009 traten die Domspatzen in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan auf, um Georg Ratzinger zu dessen 85. Geburtstag zu ehren. Auch der Papst hörte sich die Große Messe in c-Moll von Wolfgang Amadeus Mozart an.

Neue Entwicklung auch nach der Razzia im Kloster Ettal (wir berichteten). Heute soll der vorläufige Abschlussbericht zu den sexuellen Übergriffen in dem bayerischen Kloster vorgelegt werden. Nach Informationen des "Münchner Merkurs" räumte ein Mönch ein, dass er Kinderpornofilme aus dem Internet heruntergeladen hat. Das Kloster, zu dem ein Internat und ein Gymnasium gehören, hatte mindestens zwei Missbrauchsfälle zugegeben.

Der zurückgetretene Abt des Klosters Ettal, Barnabas Bögle, und der aus dem Amt geschiedene Schulleiter Maurus Kraß hatten Benedikt XVI. um eine "Apostolische Visitation" gebeten. Diese Untersuchung eines päpstlichen Beauftragten ist eine eher seltene Maßnahme. Eine Entscheidung in Rom steht noch aus. Schwerwiegende Fälle auch bei den Kapuzinern. Der Direktor eines Studienseminars im bayerischen Burghausen (Bistum Passau) soll sich 1984/85 an Jugendlichen vergangen haben. Pater Josef Mittermaier, der Leiter des Ordens: Die Fälle wurden zwar 1991 juristisch verfolgt, waren aber bereits damals verjährt.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, wird am 12. März im Vatikan mit dem Papst über die Missbrauchsskandale sprechen.