Rom. Die Ölpest in Norditalien breitet sich weiter aus. Hunderttausende Liter Treibstoff, die zuvor vermutlich durch einen Sabotageakt in den Fluss Lambro gelangt waren, erreichten nun auch den Po, Italiens längsten Strom, und verschmutzten weite Abschnitte davon. Die betroffenen Regionen Emilia-Romagna und Lombardei schlugen Alarm und forderten die Regierung in Rom auf, den Ausnahmezustand zu verhängen.

Der Energie-Konzern Enel teilte mit, die Ölpest habe bereits sein Wasserkraftwerk Isola Serafini am Po erreicht. Der Treibstoff bilde eine bis zu 15 Zentimeter dicke Schicht auf der Wasseroberfläche. "Wir reden hier über mindestens 400 000 Liter Treibstoff", sagte der Leiter des Katastrophenschutzes in Emilia-Romagna, Ferruccio Melloni. Es handle sich größtenteils um Diesel. Der Treibstoff war, wie berichtet, am Dienstagabend aus einer stillgelegten Raffinerie nahe Monza rund 30 Kilometer nordöstlich von Mailand in den Lambro gelangt. Die Behörden gehen von Sabotage aus.

Inzwischen ist auch die Provinz Parma und damit ein bedeutendes Zentrum der Lebensmittelindustrie von der Ölpest betroffen. Der Bauernverband Coldiretti versicherte jedoch, dass die Nahrungskette nicht gefährdet sei. Derzeit sei die landwirtschaftliche Produktion saisonbedingt ohnehin gering, und der verunreinigte Po werde wegen starker Regenfälle nicht zur Bewässerung benötigt, erklärte der Verband gestern.

Aus dem Po-Tal stammen ein Drittel der Agrarproduktion Italiens und 40 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Parma ist vor allem für seinen Parmesankäse und den Parma-Schinken berühmt.